Der begnadete Songwriter Grant McLennan (rechts) - im Bild mit Robert Forster, der anderen Hälfte der Band The Go-Betweens - verstarb am Wochenende in Brisbane.

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Brisbane – No Reason To Cry hieß einer seiner letzten Songs. Der Grund für ein paar Tränen, der wurde jetzt vom Schicksal nachgereicht. Der Autor des Stücks, Grant McLennan von der australischen Band The Go-Betweens, ist vergangenen Samstag in Brisbane gestorben. Vor seiner house-warming-party, wollte der Neo-Hausbesitzer und frisch verliebte Sänger und Gitarrist noch ein Schläfchen machen. Eintrudelnde Gäste fanden ihn später tot in seinem Bett. Er war 48 Jahre alt.

Zitate, die sich anlässlich dieser Nachricht anbieten, gibt es viele. Etwa dieses: "Deep down I'm lonely/and I miss my friend/so when I hear you saying, that we stood no chance/I'll dive for your memory/we stood that chance."

Das hat die andere Hälfte dieser 1977 in Brisbane gegründeten Band, Robert Forster, 1989 gesungen. Schon damals bedeutete es einen Abschied. Nach über einem Jahrzehnt im Business trennten sich die Go-Betweens nach dem Album 16 Lovers Lane Das letzte Stück darauf hieß Dive For Your Memory.

Grant McLennan hat diese einvernehmliche Trennung in einem Gespräch mit dem STANDARD so erklärt: "Wir waren ausgebrannt. Das Laufrad Tour, Album, Tour verhinderte, dass wir unsere Leben und Beziehungen führen konnten. Das war's nicht wert."

Hinterlassen haben die Go- Betweens damals eine Reihe kleiner Meisterwerke, die von der bestechenden Songwriter- Kunst von McLennan und Forster geprägt waren: Spring Hill Fair (1984), Liberty Belle And The Black Diamond Express (1986), Tallulah (1987) und eben 16 Lovers Lane. Poppige Folk-Rock-Alben, mit denen die damals in London lebenden Australier zwar Kult und zu Kritikerlieblingen wurden. An der großen Karriere schrammten sie knapp vorbei. Daran änderte auch eine gemeinsame Tour mit R.E.M. – bekennende Go-Betweens- Fans – nichts.

Phantomschmerzen

Neben dem Dandy Forster war McLennan der Jeans- und T-Shirt-Typ, der die tendenziell sonnigeren Stücke schrieb. Nach ihrer Trennung gingen beide Solokarrieren nach, die zwar brauchbare Alben hervorbrachten, denen aber die Phantomschmerzen des Fehlens des jeweils anderen anzumerken waren. Alleine waren sie gut, gemeinsam konnten sie magisch sein.

Der am 12. Februar 1958 in Rockhampton, Queensland, geborene McLennan debütierte solo mit Watershed (1991) und spielte mit Steve Kilbey als Jack Frost einige Alben ein. Mitte der 90er mehrten sich Wiedervereinigungsgerüchte, die Auftritte von Forster und dem sympathischen Glatzkopf McLennan als The Clarke Sisters untermauerten.

Im Jahr 2000 war es dann soweit. Mit The Friends Of Rachel Worth meldeten sich die Go-Betweens in alter Form zurück. Es folgten die Meisterwerke Bright Yellow Bright Orange (2003) und letztes Jahr Oceans Apart, mit denen sie nun auch kommerziell erfolgreich waren. Unter anderem mit dem McLennan-Stück Finding You, dass der Band aufgrund seiner Dauerpräsenz in der Werbung eines Mobilnetzanbieters einen Top-Twenty- Platzierung in den heimischen Charts einbrachte.

Mit Grant McLennan sind nun wohl auch die Go-Betweens, oftmals euphorisch als "die beste Band der Welt" bezeichnet, gestorben. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.5.2006)