Vagn Sörensen, ab Mai wieder in Dänemark, zum Abschied: "Osteuropa ist für die AUA die einzige Strategie."

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STANDARD: Sie hatten einmal gesagt, dass Sie ein Veto gegen Swiss einlegen, sollte diese der Star Alliance beitreten, da Swiss der AUA Konkurrenz machen würde. Nun ist die Lufthansa-Tochter Swiss Mitglied.

Sörensen: Nein, ich habe gesagt, es ist mir lieber, dass Swiss in der Star ist, als in einer anderen Allianz. Wir hatten mittlerweile Zeit zu beobachten, wie sich das entwickelt und stellten fest, dass sich das Drehkreuz Zürich in eine andere Richtung, nämlich nach Afrika und Südamerika, entwickelt. Es gibt für uns wenig Überlappung im Streckennetz, vor allem Richtung Osten.

STANDARD: Wovon profitiert die AUA durch die Partnerschaft mit der Swiss?

Sörensen: Wir haben bereits das Verkehrsprogramm in die Schweiz optimiert und eine verbesserte Auslastung erreicht. Es ergibt Zubringerverkehr in beide Richtungen. Wir versuchen nun Synergien in anderen Bereichen, wie bei Bodendiensten in Wien, umzusetzen. Ich denke, die Kooperation bringt uns drei bis fünf Millionen Euro Ergebnisverbesserung jährlich.

STANDARD: Styrian Spirit ist mittlerweile insolvent. Hat die AUA Interesse aus den österreichischen Bundesländern deren Flüge nach Zürich zu übernehmen?

Sörensen: Es war kein Zufall, dass es Styrian nicht geschafft hat. Lukratives Fluggeschäft gibt es ab den österreichischen Bundesländern nur in Richtung Deutschland. Wir versuchen, von den Bundesländern den Verkehr auch nach Wien zu optimieren.

STANDARD: Mit dem Beitritt von Swiss nimmt der Wettbewerb unter den Allianzpartnern in Europa zu. Auf engstem Raum gibt es neben Wien die Star-Alliance-Drehscheiben Zürich, München, Warschau, Frankfurt und Kopenhagen.

Sörensen: Jedes Drehkreuz muss sich selbst rechtfertigen. Wien muss sich dabei weiter in den Osten entwickeln. Es gibt unter den Allianz-Mitgliedern keine Arbeitsaufteilung, etwa für Osteuropa. Wir haben unsere Expertise, als Erster dort neue Ziele zu bedienen. Im Osten haben wir 20 Destinationen, welche die Lufthansa noch nicht anfliegt. Also Märkte, die wir vier bis fünf Jahre allein abdecken. Und wir suchen auch weiter neue Ziele.

STANDARD: Könnte die AUA ohne ihrem Spezialgebiet Osteuropa überleben?

Sörensen: Osteuropa ist unser Rückgrat und die einzig aussichtsreiche Strategie. Aber auch die Langstrecke ist wichtig, denn innerhalb Europas wird der Umsteigeverkehr immer weniger. Wir bemühen uns daher, auch andere Langstrecken-Partner nach Wien zu bewegen, zum Beispiel South African Airways.

STANDARD: Star Alliance hilft im Notfall, wie der finanzmaroden brasilianischen Fluglinie Varig. Benötigt die AUA mit ihrem aktuellen Schuldenstand (zwei Milliarden Euro, Anm. der Red.) auch Hilfe der Star Alliance?

Sörensen: Nein, wir brauchen absolut keine Hilfe von der Star Alliance, so wie Varig. Es sieht danach aus, dass wir heuer ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen.

STANDARD: Wie sieht es mit einer Kapitalerhöhung aus?

Sörensen: Das ist eine Frage der Eigentümer, dazu äußere ich mich nicht.

STANDARD: Wenn etwa eine Grippe-Pandemie ausbrechen sollte und das Geschäft um ein Drittel oder mehr einbrechen würde, hat die AUA genügend finanzielle Reserven, um das durchzustehen?

Sörensen: In so einem Fall wissen wir genau, was zu tun ist. Wir haben Flexibilität in der Kostenstruktur. Aber vergessen Sie nicht, wir haben auch viel überlebt, etwa Sars. Im Krisenmanagement haben wir viel Erfahrung. Eine Pandemie trifft jeden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.4.2006)