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Julius Meinl V, Chef der Gruppe, prophezeit dem heutigen Russland - vergleichbar mit den USA im Jahre 1950 - ein "goldenes Zeitalter"

Foto: APA/Gindl
Wien - Ein Macho-Rennen an dem man sich nicht beteiligen werde, nannte Francis Lustig, Sprecher der Meinl European Land, den Wettlauf um die höchste Kapitalerhöhung bei den Immobiliengesellschaften. Lustig spielte auf den Mitbewerber Immoeast an, der am Freitag eine Kapitalerhöhung um drei Milliarden Euro bekannt gab, die größte die jemals an der Wiener Börse platziert wurde. Lustigs Argument: Im Vergleich zu den gesamten Sparguthaben der Österreicher (135 Milliarden Euro) seien die geplanten Aufstockungen der Immo-Gesellschaften ohnedies gering.

Die auf osteuropäische Einzelhandelsimmobilien spezialisierte Meinl European Land (MEL) stärkt sich mit der am Montag begonnenen und bis 3. März laufenden Kapitalerhöhung für neue Entwicklungsprojekte, im besonderen für ihren bevorstehenden Markteintritt in der Ukraine. Damit werden bis zu 60 Millionen junge Aktien begeben, die 921 Mio. Euro Eigenkapital in die Kassen spülen sollen. Der Bezugspreis liegt bei 15,35 Euro. Es ist dies die neunte Kapitalerhöhung der MEL seit ihrer Gründung vor drei Jahren. Bisher wurden etwa 1,6 Mrd. Euro aufgenommen. Die durchschnittliche Laufzeit der Mietverträge bezifferte Meinl mit zehn bis zwölf Jahren. Die MEL verfügt über 185 bestehende und in Bau befindliche Objekte.

In spätestens vier Jahren will MEL - sie hat in Österreich keine Mitarbeiter, im Osten laut Lustig 250 Angestellte - ein Immobilienvermögen von sieben Mrd. Euro haben, derzeit sind es rund 2,2 Mrd. Euro (fertig und vertraglich fixiert). Die Ukraine wird der insgesamt neunte Markt werden, in dem die MEL bisher tätig ist. Meinl European Land wird in der Ukraine in den nächsten zwei Jahre zehn Einkaufszentren bauen (400 Mio. Euro Investvolumen). Darüber hinaus sind weitere Investitionen in Polen, Rumänien, der Türkei und Russland geplant.

Zeit der CEE-Länder ist gekommen

Julius Meinl V., Chef der Gruppe, verglich Osteuropa mit der glanzvollen Entwicklung Westeuropas nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Zeit der CEE-Länder sei jetzt gekommen, "ich glaube dass wir in diesen Ländern ein "goldenes Zeitalter sehen werden", sagte Meinl. Die "Projekt-Pipeline", also die geplanten, noch nicht unterschriebenen neuen Engagements, sei prall gefüllt. Meinl: "Jetzt ist der Moment zu investieren da, nicht in einem Jahr".

Bei den neuen Projekten, etwa in Russland, ließen sich Bruttorenditen von bis zu 14 Prozent erzielen - rund doppelt so viel wie in Mitteleuropa. Während vor zwei, drei Jahren Einzelhandelsimmobilien mit entsprechenden Renditen noch fertig am Markt gekauft werden konnten, "gibt es diese Immobilien heute nicht mehr", sagte Lustig. "Die Meinl European Land hat ihren Charakter insofern verändert, als sie nicht mehr fertig entwickelte Objekte einkauft, sondern diese selbst entwickelt." (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.2.2006)