"Die Europäer haben gebilligt, was die US-Behörden Boeing verboten haben, nämlich den Bau eines Montagewerks, was einen bedeutenden Technologietransfer voraussetzt", sagte der Wirtschaftskrieg-Forscher Christian Harbulot der Pariser Zeitung "Le Parisien" (Dienstag). "Boeing durfte nur eine Reparatur- und Wartungswerft bei Shanghai bauen."
Der Direktor der Pariser Ecole de Guerre Economique warf dem Flugtechnikkonzern EADS vor, "über den Tisch gezogen worden" zu sein. EADS/Airbus mache zwar anfangs gute Geschäfte, laufe aber Gefahr, dass China in einigen Jahren "die gleichen Flugzeuge baut und keine Airbusse mehr kauft". Dass die Börse das Geschäft feiere, zeige nur, dass die Börsianer "sich nicht um die Zukunft eines Unternehmens wie Airbus kümmern", sondern kurzfristig denken.
"Schwerer strategischer Fehler"
Harbulot stellte einen grundsätzlichen Unterschied im Herangehen der USA und Europas an solche Wettbewerbsfragen fest. So setze der angebliche Freihandelsmeister USA Textilquoten gegen China durch, während die EU auf völligen Freihandel setze.
"Das ist ein schwerer strategischer Fehler, der vor allem daher kommt, dass wir in Europa - anders als die USA oder China - keine politische Orientierung der Wirtschaft haben", sagte Harbulot.
Auch französische Medien äußerten sich skeptisch wegen des Airbus-Geschäfts. "Der Airbus-Triumph täuscht", schreibt der lothringische "Est Republicain". "Schneller als gedacht werden alle Bereiche betroffen sein: Auto, Informatik, Telekommunikation...". Das "Telegramme" in Brest warnt davor, in der Luftfahrt den Fehler des Technologietransfers in der Textilindustrie zu wiederholen.