Der ORF-Redakteursausschuss als Gremium sämtlicher Redakteurssprecher aus allen Bereichen des ORF hat am Dienstag erneut die Enthebung des Zentralen Chefredakteurs Walter Seledec von allen seinen journalistischen Aufgaben gefordert. Man erwarte von der Geschäftsführung, "die eingeleiteten Untersuchungen so rasch als möglich zu einem eindeutigen Ende zu bringen und per sofort dafür zu sorgen, dass Walter Seldec nicht öffentlich als ORF-Repräsentant in Erscheinung tritt", hieß es in einer Aussendung.

Als Beispiel wurde die Eröffnung des neuen ORF-Büros in Brüssel am Mittwoch genannt. Zu Seledec' Aufgaben gehört auch die Koordinierung der ORF-Auslandskorrespondenten.

Auch nach Ansicht der SPÖ ist Seledec "als zentraler Chefredakteur im ORF untragbar geworden", so SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Der Grüne ORF-Stiftungsrat Pius Strobl forderte am Dienstag in Medien ebenfalls die Enthebung des Chefredakteurs. Schützenhilfe für Seledec war am Montag vom Wiener FPÖ-Stadtrat Johann Herzog gekommen, der eine "Menschenhatz des ORF" ortete.

Strache sieht "unglaubliche Hetzkampagne"

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sieht in der Debatte um Walter Seledec, Zentraler Chefredakteur des ORF, eine "unglaubliche Hetzkampagne gegen einen untadeligen ORF-Redakteur". Seledec werde "Opfer einer politischen Verfolgung", so Strache. Die "jüngste Medienkampagne" sei "der Gipfel der Geschmacklosigkeit".

Anlass für die Aufregung rund um Seledec war seine Teilnahme an einer Kranzniederlegung am Grab des hoch dekorierten NS-Luftwaffenoffiziers am vergangenen Sonntag, wo er laut "Presse" auch als Ehrengast via Lautsprecher begrüßt wurde. Strache betonte am Dienstag, Seledec habe als "Privatperson" teilgenommen. Er verwies darüber hinaus auf die hohen Auszeichnungen der Republik, die der Chefredakteur in den vergangenen Jahren erhalten habe: Die damalige Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) habe ihm das silberne Ehrenzeichen der Republik überreicht, Kunststaatssekretär Franz Morak (V) den Berufstitel "Professor". (APA)