Aber warum den Dressen nicht einfach einen leichten violetten Touch geben und damit Konfliktpotenzial aus dem Weg räumen? Warum nicht ein "SV" oder "Austria" im Klubnamen behalten und damit den Wünschen der treuesten Fans entsprechen? Ganz einfach: weil die Erinnerung an den Klub namens Austria Salzburg so schnell wie möglich verblassen soll. Solange die global zusammengekauften Kicker in Violett spielen, könnte nach wie vor von Austria Salzburg die Rede sein. In Blau oder Weiß verschwindet hingegen die Assoziation zur Austria, der spielende Verein ist neu und heißt ohne Zweifel 'Red Bull Salzburg'. Die Marke ist positioniert, die Austria Salzburg Geschichte.
Salzburger Fan-Initiative unter dem Motto "Gebt uns unsere Farben zurück" (Grafik: Alexander Hütter) |
Die naive Hoffnung im Zusammenhang mit der Erhaltung der offiziellen Vereins-Farben war freilich, die Anhänger auf diesem Weg zu besänftigen. Was Red Bull mangels Erfahrung jenseits von Fun- und Trendsport nicht ahnen konnte: der kultivierte Fußball-Fan lässt sich ungern über den Tisch ziehen - er reagiert, er ist laut und vor allem: er lässt sich nicht kaufen.
Eben aus diesem Grund stürmte eine Gruppierung Unkäuflicher am Wochenende beim ersten Testspiel der Salzburger in Mondsee den Rasen. Friedlich, nach fünf Minuten abziehend. Um noch am selben Tag auf der Webseite des eigenen Vereins als "Fans, die der Vergangenheit scheinbar immer noch auf aggressive Art nachtrauern“ diffamiert zu werden. Red Bull-Boss Mateschitz fühlte sich am Montag laut sport1.at "wie im Kindergarten", im STANDARD-Interview hatte er die Diskussion um die Vereinsfarben schon vor Wochen als "Kindergartending" bezeichnet. Die 'Kinder' geben natürlich noch nicht auf, beim Saisonauftakt gegen den GAK werden alle, die mit Red-Bull-Fanartikeln erscheinen, ausnahmslos von der Mitfahrt beim Fanclub der Ultras ausgeschlossen.