Der geplagte Austria Wien-Fan kann beruhigt aufatmen, er hat es mit Frank Stronach gar nicht so schlecht erwischt. Das weiß er spätestens seit der Präsentation der neuen Salzburger Fußball-Mannschaft namens Red Bull Salzburg. Die Klubfarben sind zwar laut Vereinsstatuten noch immer Violett und Weiß, auf dem Vereinswappen ist davon aber ebenso wenig zu merken wie auf den Dressen der Spieler, dort regiert von nun an Rot-Weiß-Blau. Das traditionelle "SV" verschwand aus dem Vereinsnamen, die Webseite hört jetzt nicht mehr auf austria-salzburg.at. Der seit 1933 existierende Verein wurde mit einem Flügel-Schlag seiner Tradition enthoben.

Aber warum den Dressen nicht einfach einen leichten violetten Touch geben und damit Konfliktpotenzial aus dem Weg räumen? Warum nicht ein "SV" oder "Austria" im Klubnamen behalten und damit den Wünschen der treuesten Fans entsprechen? Ganz einfach: weil die Erinnerung an den Klub namens Austria Salzburg so schnell wie möglich verblassen soll. Solange die global zusammengekauften Kicker in Violett spielen, könnte nach wie vor von Austria Salzburg die Rede sein. In Blau oder Weiß verschwindet hingegen die Assoziation zur Austria, der spielende Verein ist neu und heißt ohne Zweifel 'Red Bull Salzburg'. Die Marke ist positioniert, die Austria Salzburg Geschichte.


Salzburger Fan-Initiative unter dem Motto "Gebt uns unsere Farben zurück" (Grafik: Alexander Hütter)

Die naive Hoffnung im Zusammenhang mit der Erhaltung der offiziellen Vereins-Farben war freilich, die Anhänger auf diesem Weg zu besänftigen. Was Red Bull mangels Erfahrung jenseits von Fun- und Trendsport nicht ahnen konnte: der kultivierte Fußball-Fan lässt sich ungern über den Tisch ziehen - er reagiert, er ist laut und vor allem: er lässt sich nicht kaufen.

Eben aus diesem Grund stürmte eine Gruppierung Unkäuflicher am Wochenende beim ersten Testspiel der Salzburger in Mondsee den Rasen. Friedlich, nach fünf Minuten abziehend. Um noch am selben Tag auf der Webseite des eigenen Vereins als "Fans, die der Vergangenheit scheinbar immer noch auf aggressive Art nachtrauern“ diffamiert zu werden. Red Bull-Boss Mateschitz fühlte sich am Montag laut sport1.at "wie im Kindergarten", im STANDARD-Interview hatte er die Diskussion um die Vereinsfarben schon vor Wochen als "Kindergartending" bezeichnet. Die 'Kinder' geben natürlich noch nicht auf, beim Saisonauftakt gegen den GAK werden alle, die mit Red-Bull-Fanartikeln erscheinen, ausnahmslos von der Mitfahrt beim Fanclub der Ultras ausgeschlossen.

Im Endeffekt kann und wird Mateschitz das ganze Theater gleichgültig sein: Trotz über Bord geworfener Tradition werden mehr Menschen als zuletzt ins Stadion pilgern, auch der nationale Erfolg wird sich über kurz oder lang einstellen. Die Salzburger Fußball-Firma wird funktionieren - bleibt nur zu hoffen, dass der Rapid-Fan nicht eines Tages im Milka-Dress aufwacht. ( Philip Bauer )