Faszinosum Fremdenlegionäre - transferiert in eine choreographierte Körper-Phantasie auf Basis von Herman Melvilles "Billy Budd": Claire Denis' "Beau Travail"

Foto: Filmmuseum

Wien - Das Österreichische Filmmuseum zeigt von 1. bis 19. Mai das Gesamtwerk der französischen Filmemacherin Claire Denis. Neben ihren Spiel- und Dokumentarfilmen und ihren zahlreichen, kaum bekannten kurzen Arbeiten sind auch zwölf "Lieblingsfilme" der laut Filmmuseum "bedeutendsten zeitgenössischen Filmregisseurin" zu sehen. Von 20. bis 24. Mai stehen ein Symposium und eine Filmschau zum Thema "Film im Krieg / Krieg im Film" auf dem Programm.

Trouble Every Day

Claire Denis, 1948 geboren, verbrachte ihre Kindheit in Französisch-Westafrika. Nach dem Filmstudium arbeitete sie am Theater und als Regieassistentin, u.a. für Wim Wenders, Jim Jarmusch und Jaques Rivette. Denis gilt als Erneuerin des französischen Kinos. In ihrer Ästhetik erhalten Sinneseindrücke, Körperlichkeit und musikalische Bilder den Vorrang vor traditionellen Erzählweisen. Inhaltlich kreist ihr Werk um zentrale Gegenwartsthemen wie verwirrte Geschlechterverhältnisse, soziale und kulturelle Grenzüberschreitungen, die Auflösung von nationaler Identität unter postkolonialen Vorzeichen sowie Sexualität und (filmisches) Begehren.

Denis ist von 5. bis 7. Mai auch persönlich zu Gast. Zum Auftakt der Retrospektive wird am 1. Mai zudem das erste deutschsprachige Buch über ihr Werk präsentiert. Das von Isabella Reicher und Michael Omasta herausgegebene Buch "Claire Denis. Trouble Every Day" ist der erste Band der neuen Reihe FilmmuseumSynemaPublikationen und versammelt erstmals in deutscher Sprache Texte (u.a. von Jim Jarmusch, Jean-Luc Nancy und Ralph Eue), Gespräche und genaue Informationen zu Denis' Werk (Anm.: Bis 2. Mai verlosen wir drei Exemplare des Buches --> Zum Gewinnspiel -->).

Verflechtungen von Film und Krieg

"Film im Krieg / Krieg im Film", kuratiert von Drehli Robnik und organisiert gemeinsam mit Synema - Gesellschaft für Filmtheorie, lotet 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, 30 Jahre nach Ende des Vietnamkriegs, und zeitgleich mit Kriegen, zu denen es (noch) kaum Filmbilder gibt, die Verflechtungen von Film und Krieg aus. Auf dem Programm stehen eine Vielzahl rarer Filme aus allen Gattungen - beispielsweise werden erstmals in Wien Amos Gitais Meisterwerk "Kippur" (2000) und die Rekonstruktion von Sam Fullers "The Big Red One" (1980) gezeigt - sowie zwölf Vorträge von renommierten Historikern und Filmtheoretikern wie Hermann Kappelhoff, Robin Curtis, Elisabeth Büttner, Frank Stern oder Siegfried Mattl.

Im Rahmen der Reihe "Premiere" werden im Mai zwei herausragende Arbeiten des Gegenwartskinos gezeigt: am 10. Mai das von der japanischen Filmkritik zum "Film des Jahres 2000" gekürte Kriminalmelodram "Kao" ("The Face") von Junji Sakamato, und am 13. Mai das bei der Diagonale gefeierte Meisterwerk des österreichischen Filmemachers Gerhard Friedl: "Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?" (APA)