Für Paradeiser wird es in Frauenkirchen kein Megaglashaus geben. Geblieben sind Streitereien.

Foto: matthias Cremer

Frauenkirchen – Im Seewinkel weht der Wind sowieso schon steif genug. In Frauenkirchen aber, das sich in vielerlei Hinsicht als die Metropole des flachen Landes östlich des Sees versteht, hat er an Stärke zugelegt. Und das – so mutmaßen nicht wenige –, weil Landeshauptmann Hans Niessl, einst SP-Bürgermeister der 2.800-Einwohner-Stadt, not amused ist.

Niessl hat sich ja ausdrücklich und sehr nachdrücklich für die Errichtung eines 14 Hektar großen und 29 Millionen Euro schweren Glashauses starkgemacht. Eine Initiative rund um den Edelwinzer Josef Umathum war erfolgreich dagegen. Nun, nach dem Rückzug des Investors, sind die Protagonisten nicht nur mit amtlicher Pedanterie, sondern auch mit teils Staunen machenden Amtsbegehren konfrontiert.

Engagiert in des Umathums Initiative waren zum Beispiel auch der Zahnarzt Reinhard Bruck und die Apothekerin Karin Hild. Beide hatten Unterschriftenlisten aufliegen. Das goutierten unbekannte Frauenkirchner so sehr nicht, dass davon das Amt der burgenländischen Landesregierung Wind bekam, weshalb ebendieses Amt schriftlich von Zahnärzte- und Apothekerkammer zu wissen begehrte, ob da allfällige Standeswidrigkeiten zu konstatieren wären, zumal "das gleichsam als politische Wahlwerbung qualifiziert werden kann".

Werbung nicht verboten

Zahnärztekammer-Vizepräsident Thomas Horejs, an den das Amtsschreiben gerichtet war, erklärte dem STANDARD trocken: "Es sitzen Zahnärzte im Parlament. Politisches Engagement und Werbung sind nicht verboten. Die einzige Beschränkung ist das Eigenwerbungsverbot." Karin Hild, die amtlicherseits gewissermaßen inkriminierte Apothekerin, sitzt zwar nicht im Nationalrat, doch aber im Gemeinderat "für das Nest", die Namensliste des "Paradeiser-Kaisers" Erich Stekovics.

Die beiden auskunftheischenden Amtsschreiben halten einleitend jedenfalls – und zumindest – gleichlautend fest, dass sowohl Zahnärzte als auch Apotheken "eine wesentliche Säule der Gesundheitsversorgung sind". Ja, mehr noch, "aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken". Im Gegensatz zum Wein. Josef Umathum hat ein amtliches Schreiben der Bezirkshauptmannschaft erhalten. Dieser sei "aufgrund einer amtlichen Mitteilung des gebietsmäßig zuständigen Naturschutzorganes" zu Ohren gekommen, das einst von Bürgermeister Niessl genehmigte Haus sei durch Zubauten (Pool, Gartenhütte, gepflasterte Einfahrt et cetera) illegal, der legale Zustand bis 5. Mai herzustellen.

Umathum: "Es geht da nicht darum, behördlich Dinge in Ordnung zu bringen, sondern darum zu zeigen, welche Macht man als Landeshauptmann hat." Das seien fast "türkische Verhältnisse". Herbert Oschep, Sprecher des Landeshauptmanns: "Das nennt man Rechtsstaat. Österreichischen Rechtsstaat." (Wolfgang Weisgram, 29.3.2017)