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Erich Stekovics will das Projekt eines kleinen "historischen Gewächshauses " aus der Taufe heben.

Foto: Picturedesk / Herbert Lehmann

Frauenkirchen – Im burgenländischen Frauenkirchen ist es zurzeit so arktisch, wie, dem Vernehmen nach, selbst in der Arktis nicht. Dennoch geht's wieder hitzig her in der nicht ganz 3.000 Einwohner zählenden "Metropole des Seewinkels".

Erich Stekovics will nämlich, so hört man und liest man, ein Glashaus bauen. Ausgerechnet! Der aus dem nahen Wallern kommende Großgemüsebetrieb Perling hat – man berichtete darüber allerorten – ein solches ja hier für den ganzjährigen Anbau von Paradeisern ins Auge gefasst.

Die lokale Bürgermeisterpartei SPÖ legte sich mit wortreicher Unterstützung des Exbürgermeisters, Landeshauptmann Hans Niessl, ins Zeug dafür. Nach einer Unterschriftensammlung, die eine Volksabstimmung über das Projekt des riesigen Paradeiserglashauses erzwang, zog Perlinger das Projekt zurück. Seewinkelweit wird gemunkelt, dass der Betrieb nun im nahen Ungarn in Produktion gehen werde.

Facebook-Häme

Entsprechend hämisch klingen nun die Einträge auf der Facebook-Seite von Bürgermeister Josef Ziniel. Keine 48 Stunden nachdem die Gemeinde das für Perlingers Glashaus schon gewidmete Grundstück rückgewidmet hat, habe Stekovics sein Projekt eingebracht.

Er, der einer der Betreiber jener von Winzerkönig Josef Umathum repräsentierten Bürgerinitiative gegen das 14 Hektar große Glashaus gewesen sei.

Erich Stekovics argumentiert nun gewissermaßen händeringend. Tatsächlich sind die 200 Quadratmeter – "so groß wie ein Einfamilienhaus" – kein seriöser Vergleich zum Riesenglashaus. Für eine Retourkutsche allerdings reicht das allemal. Und mit der scheinen die Frauenkirchner gerade sehr leidenschaftlich unterwegs zu sein, nicht bloß der Bürgermeister.

Die Bezirksausgabe der "NÖN"-Schwester "bvz" hatte ihre vorwöchige Ausgabe kaum ausgeliefert, als Josef Umathum – sich gewissermaßen postalisch an den Kopf greifend – schon das Faksimile des Berichts aussandte. Es sei "politische Unvernunft", gerade jetzt "so ein Projekt in Frauenkirchen einzureichen, und das noch dazu von einem oppositionellen Gemeinderat Erich Stekovics".

Stekovicsens Liste "Nest" war tatsächlich eine vehemente Gegnerin des Glashausprojekts. Der Namensgeber, der sich da erstaunlich zurückgehalten hat, versteht die Irritation der Glashausgegner – und die Häme der Glashausbefürworter – nicht. Was er da eingereicht habe – "nicht einmal als Plan, das ist im Moment nur Absicht" – sei ein "historischer Schaugarten", absolut nicht zu vergleichen mit dem Perlinger'schen Projekt. Kein Glashaus, ein Glashäusl. "Ich will in einem Gewächshaus, das dem Schönbrunner Palmenhaus nachempfunden ist, zeigen, wie und dass man Wintergemüse ohne künstliche Beheizung ziehen kann." Eben keine Paradeiser.

Floriani-Politik

Abgesehen davon, dass die im Herbst bevorstehenden Gemeinderatswahlen auch solcherart ihre Schatten bis in den Seewinkel werfen, kommt hier – Glashaus pfui und Glashäusl nicht minder – ein grundsätzlicher Zug zum Tragen: der des heiligen Florian.

Apropos: Im nahen St. Andrä wird sich demnächst eine Volksabstimmung damit beschäftigen, ob die griechisch-orthodoxe Kirche auf einem von der katholischen Diözese zur Verfügung gestellten Grund ihr erstes Kloster in Österreich bauen darf. Eine Bürgerinitiative fürchtet Belästigung. (Wolfgang Weisgram, 1.2.2017)