Autonomes Fahren lässt sich mit rollenden Robotern demonstrieren.

Foto: Nissan

Und die Batterien des Nissan Leaf...

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... lassen sich z. B. auch als "xStorage"-Raumheizung nutzen: Zukunft, Zukunft an der Wand ...

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Barcelona – Unterwegs in Neu-Delhi, Flughafen Autobahn Richtung Stadt. Nächtens kommt dir ein unbeleuchteter Traktor entgegen, Kuhherden queren. Oder tagsüber rauf Richtung India Gate. Die dreispurige Richtungsfahrbahn wird nach Belieben zur fünf-, sechsspurigen, Tuktuk-Fahrer und Fußgänger mengen sich darunter. Oder Kairo. Ampelnetz: ignorieren. Militärs mit Sturmgewehr: ebenfalls. Polizisten mit Trillerpfeifen: manchmal ernst nehmen, manchmal nicht. Letztlich regelt sich im Megastau alles von selbst. Zum Kontrast Kalifornien, Silicon Valley, Kreuzungssituation in irgendeiner Kleinstadt. Wer als Erster an der Kreuzung steht, quert zuerst, jeder Verkehrsteilnehmer achtet penibel auf andere und die Einhaltung der Regeln.

Normalität

"Was ist normal?", lautet die Frage dahinter, die sich Wissenschafter wie die Anthropologin Melissa Cefkin am Nissan Research Center in Silicon Valley stellen, und die Antwort lautet, getätigt beim "Nissan Futures"-Workshop in Barcelona: "Normal" gibt's so gesehen gar nicht. Auf dem Wege zum autonomen Fahren tauchen unzählige Problemfelder auf, sie alle wollen schlüssig behandelt und gelöst werden. Es gehe darum, dem Roboter Auto – denn um nichts anders handle es sich – in jedem Umfeld weltweit menschliche Verhaltensweisen beizubringen. Zielvorstellung: der respektvolle Roboter.

Ethik

Auch Nissan (und Allianzpartner Renault) spielt da mit, muss mitspielen, man will aber nicht an allervorderster Front marschieren. Das überlässt man anderen, diesbezüglich forscheren Herstellern. Klar sei aber auch, hieß es weiter, dass immer mehr Fragen nach Antworten verlangen, versicherungstechnische und ethische etwa: Wer ist für einen Unfall verantwortlich? Mensch oder Maschine? Soll oder darf ein fahrender Roboter entscheiden, wer bei einem Autounfall stirbt und wer überlebt? Wann wird Fahren ohne Führerschein erlaubt? Und viele Fragen sind überhaupt noch gar nicht am Horizont aufgetaucht.

Jedenfalls. Für die Forscher und Entwickler auch bei Nissan wandelt sich Science-Fiction gerade sukzessive in Science-Fact, die autonomen Fahrkünste von K.I.T.T. aus Knight Rider oder die des Kugelrad-Audis in der Verfilmung von Isaac Asimovs I, Robot werden langsam in der mobilen Realität greifbar. Über die drei Gesetze der Robotik müssen wir uns noch extra unterhalten ...

Mobilitätsrevolution

Das autonome oder automatisierte, vernetzte Fahren gilt als größte Mobilitätsrevolution seit Erfindung des Autos. Immer mehr teilautonome Fähigkeiten (automatisch einparken, Spur wechseln, Staufolge- und Autobahnassistenten etc.) kommen in die Autos. Auch werden nun die rechtlichen Grundlagen zum autonomen Fahren geschaffen, damit man bald schon länger als die heute üblichen zehn Sekunden die Hände weg vom Steuer nehmen kann.

Nissan kündigt dabei an, bis 2020 gemeinsam mit Renault zehn neue Autos mit autonomen Fahrfunktionen auf den Markt zu bringen. Zum Workshop präsentierte der Hersteller überdies seine Einschätzung, dass der mit dem Themenkreis verbundene Technologieschub das BIP der EU-28 bis 2050 jährlich um 0,15 Prozent stimulieren werde – nach derselben Analyse ein 17-Billionen-Euro-Geschäft allein in Europa.

Batterie-Wiederverwertung

Da nun alle Welt antriebsseitig die Elektromobilität herbeizuwünschen scheint und Pionier Nissan weiter ganz vorn mitmischen will, ist auch Kreativität hinsichtlich weiterer Nutzungsfelder der zum Beispiel im Leaf eingesetzten (gebrauchten) Batterien gefragt. Zusammen mit dem Energiemanagement-Unternehmen Eaton wurde dazu nun ein Energiespeichersystem für Privathaushalte entwickelt – xStorage. Los geht's damit im Mai.

Autonomes Fahren bezeichnet Nissan als "intelligent driving" – assistiert von "intelligent power" (Elektroantrieb) und "intelligent integration": xStorage demonstriert, was damit gemeint ist.

E-Auto und Fußball

Das Ganze funktioniert natürlich auch in groß: Mit dem Betreiber von Amsterdams Fußballstadion "ArenA" wurde anlässlich des Barcelona-Zunkunftsworkshops ein Zehnjahresvertrag zur Notstromversorgung des Sporttempels mit wiederaufbereiteten Leaf-Batterien bekanntgegeben.

Sollte ein unachtsamer Baggerfahrer einmal das Stromzufuhrkabel abtrennen, gehen die Lichter trotzdem nicht aus. Dafür sorgen 280 Batteriepakete aus dem Nissan Leaf. Kapazität: vier Megawatt. Notstromaggregat mit Diesel war gestern. (Andreas Stockinger, 7.12.2016)

Nachlese:

Nissan Leaf: Was heißt denn da "alter Stromer"?!

E-Mobilität, ein Stück weiter gedacht

Nissan e-NV200: Zieh dich warm an