BND-Chef Kahl plant hohe Ausgaben, um Messenger-Dienste zu knacken.

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Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) will 150 Millionen Euro aus seinem Budget dafür verwenden, Messenger-Dienste mit Verschlüsselung aufzuknacken. Damit sind beispielsweise Whatsapp, Telegram oder Threema gemeint. Das geht aus geheimen Unterlagen hervor, die das Portal netzpolitik.org diese Woche veröffentlicht hat. Diese Summe bezieht sich auf die nächsten Jahre, sie wird jährlich signifikant gesteigert. Rahmen ist das Projekt "Aniski", dessen Namen eine Abkürzung für "Aufklärung nichtstandardisierter Kommunikation im Internet" ist.

"Menschliche Quellen"

Wie Netzpolitik berichtet, plant der BND, die Verschlüsselung der Apps nicht nur direkt durch technische Mittel auszuhebeln. Es sollen auch menschliche Quellen zum Einsatz kommen, die etwa Informationen über Verschlüsselungsmethoden liefern. Außerdem werden Cyberangriffe auf Herstellerfirmen in Erwägung gezogen. Für diese Methode waren der britische GCHQ und die US-amerikanische NSA in den vergangenen Jahren massiv kritisiert worden. Spionageziel ist auch die illegale Migration, so sollen Schlepper und Flüchtlingshelfer ins Visier genommen werden.

Vielzahl von Initiativen

Das Projekt Aniski ist nicht der einzige Rahmen, in dem am Aufknacken von Verschlüsselung geforscht wird. Zusätzlich dazu gibt es noch das 300 Millionen Euro teure Projekt "Strategische Initiative Technik". Polizei und Verfassungsschutz arbeiten an der Initiative "Zitis" ebenfalls an der Schwächung von Verschlüsselung. Auch das österreichische Bundesheer will im Bereich der Cyberabwehr aufrüsten und ein eigenes Cyberkommando schaffen. Die Entwicklungen in Deutschland wurden etwa von NSA-Whistleblower Edward Snowden äußerst kritisch kommentiert.

Innenminister Sobotka forderte im August, dass auch hierzulande Ermittler im Verdachtsfall Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation via Whatsapp oder den Facebook-Messenger bekommen sollen. (fsc, 2.12.2016)