Die Cyberkrieger des Bundesheeres.

Foto: Bundesheer/Carina KARLOVITS

Von "Lone Wolf Detecting and Monitoring" zu "Tarantula Security", von "Cyberbit" zu "Cyberhat" – auf der "Israel HLS & Cyber", der maßgeblichen Leistungsschau über israelische Sicherheitstechnologie für den öffentlichen wie den digitalen Raum, gibt es nichts, was es nicht gibt. Während ein Aussteller unüberwindbaren Schutz gegen jede Bedrohung anbietet, versichert sein Gegenüber, jede Barriere überwinden zu können. Und mitten drin der österreichische Verteidigungsminister. Ist Hans Peter Doskozil in Tel Aviv auf Einkaufstour?

Cyber-Abwehr-Ausbaupläne für das Bundesheer

Ist er nicht – jedenfalls noch nicht: Die "HLS & Cyber" ist nicht nur Messe, sondern vor allem eine von der israelischen Regierung mitveranstaltete internationale Sicherheitskonferenz, die industrielle Anbieter, Betreiber kritischer Infrastruktur – Flughäfen, Kraftwerke etc. – und politische Entscheidungsträger vernetzt. Und Doskozil ist in Israel, um seine Cyber-Abwehr-Ausbaupläne für das Bundesheer mit israelischem Know-how zu unterfüttern. Ein diesbezügliches Kooperationsabkommen mit seinem Amtskollegen Avigdor Lieberman hat er schon vereinbart, jetzt schaut er sich an, was am Markt geboten wird.

"Große Teile unserer kritischen Infrastruktur – unser Finanzsystem, unsere Energieversorgung und unser Gesundheitssystem – laufen über Netzwerke, die mit dem Internet verbunden sind", erklärt Doskozil in seinem Eröffnungsstatement. "Das ist nützlich, aber auch gefährlich. Es macht uns in Bereichen verletzlich, über die wir uns bisher keine Sorgen machen mussten." Attacken auf diese Systeme könnten staatsgefährdende Ausmaße erreichen.

Training mit der NATO

Doskozil erläutert die Pläne für die Schaffung eines eigenen Cyber-Kommandos im Bundesheer (s. APA023 vom 14.11.) und berichtet, dass Österreich im Rahmen der NATO-Partnerschaft für den Frieden sowohl die entsprechenden Zielvorgaben des Bündnisses übernommen als auch einen Offizier zum Cyber-Abwehr-Zentrum der NATO in Tallinn abgestellt hat. "Wir müssen vorbereitet sein. Wer seine eigenen Kapazitäten nicht ausbaut, wird nicht in der Lage sein, den neuen Bedrohungen zu begegnen."

"Ich hatte die Ehre, als israelischer Generalstabschef dieselbe Arbeit zu beginnen."

In dieselbe Kerbe schlägt auch Benny Gantz, ehemaliger Generalstabschef Israels und heimliche Hoffnung aller politischen Kräfte links von Premier Benjamin Netanyahu. Gantz, der Gerüchte, er werde nach seiner gesetzlich vorgeschriebenen Abstinenzphase von drei Jahren bei den nächsten Wahlen gegen Netanyahu antreten, weder bestätigt noch dementiert, nimmt Doskozils Ankündigung zum Cyber-Ausbau auf: "Ich hatte die Ehre, als israelischer Generalstabschef dieselbe Arbeit zu beginnen." Und er fügt an: "Wir werden nicht in der Lage sein, unsere diesbezüglichen Kapazitäten unendlich auszuweiten, weder personell noch finanziell. Daher müssen wir unsere Effizienz steigern." Für die Notwendigkeit, der terroristischen Bedrohung im virtuellen Raum durch entsprechende Cyber-Abwehr-Kapazitäten wirksam zu begegnen, bemüht Gantz eine Metapher: "Sagen Sie einem Blinden, er soll einen Nagel treffen, der in der Wand steckt. Er wird es nicht können. Führen Sie seine Hand an den Nagel – und er wird ihn mit einem Hammer einschlagen können."

Diamond Aircraft

Die Hämmer stehen zur Verfügung: Die "HLS & Cyber" präsentiert unzählige Systeme und Dienstleistungen, Schwerpunkte liegen auf dem Anlagen- und Grenzschutz sowie jenem mobiler Kommunikation und Ausbildungs- und Trainingsangeboten. Auch österreichisches Know-how findet sich: Die israelische "Aeronautics" hat sich auf Überwachung durch unbemannte Drohnen spezialisiert und dazu die "DA 42", ein Leichtflugzeug des Wiener Neustädter Flugzeugherstellers "Diamond Aircraft", zu einer unbemannten Version umgebaut. Der von Doskozil eingefädelte Wissenstransfer mit der Sicherheits-Großmacht Israel ist also nicht völlig einseitig. (APA, 17.11. 2016)