Sona MacDonald wurde zur besten Schauspielerin gekürt.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Er und seine Puppen kommen gut an: Nikolaus Habjan war Montagabend der erste Künstler, der sich bei der 17. Nestroy-Preisverleihung über eine Auszeichnung freuen durfte. Im Wiener Ronacher bekam er den ORF-3-Publikumspreis. Aber auch ein tierisches Vergnügen sowie ausgezeichneter Nachwuchs fanden sich unter den ersten Preisträgern.

Nikolaus Habjan erhielt den ORF-3-Publikumspreis.
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Die Gala, durch die heuer Steffi Krautz und Markus Meyer führten, begann mit einer musikalischen Einlage eines Swingsextetts und zahlreichen Wortspielereien des Moderatorenduos – zunächst vorzugsweise zu Wahlen, nah und fern (Buch: Hans Rauscher). Danach ging es aber schnell in medias res und wurden Statuetten verteilt.

Als beste Nachwuchsschauspielerin konnte sich Julia Gräfner fühlen. Die 1989 in Schwerin geborene Darstellerin wurde für ihre Leistung in Shakespeares "Der Sturm" am Schauspielhaus Graz prämiert, wo sie Caliban gab.

Julia Gräfner erhielt den Nestroy als beste Nachwuchsschauspielerin.
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Ihr männliches Pendant ist der deutsch-kroatische Schauspieler Luka Dimic, der am Theater der Jugend in der Titelrolle von Wolfgang Herrndorfs Romanadaptierung "Tschick" glänzte.

Luka Dimic erhielt den Nestroy als bester männlicher Nachwuchsschauspieler.
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Bereits im Voraus bekannt war der Nestroy für Harald B. Thor, dessen Ausstattung von Maxim Gorkis "Wassa Schelesnowa" am Burgtheater die Jury überzeugen konnte. Der Bundesländer-Preis ging heuer nach St. Pölten, konnte sich doch das Landestheater Niederösterreich mit "Lichter der Vorstadt" nach Aki Kaurismäki in einer Inszenierung von Alexander Charim durchsetzen.

Politisch wurde es dann beim Preis für die beste Off-Produktion, den sich das bereits im Vorjahr nominierte Aktionstheater Ensemble rund um Martin Gruber sichern konnte. Das Team punktete mit "Kein Stück über Syrien", einer trotz des Titels in aktuelle Wunden greifenden Produktion über das Helfen und Helfenwollen in Zeiten von Flucht. Für die beste Nebenrolle wurde wiederum Martin Reinke geehrt. Er hatte in Joël Pommerats "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" am Akademietheater immerhin sechs Figuren zu stemmen.

Der Spezialpreis ging an eine Kooperation der Wiener Festwochen mit dem Volkstheater: Hier könnte man meinen, die Jury sei auf den Hund gekommen, konnten sich doch Signa und Arthur Köstler (Signa) mit "Us Dogs" durchsetzen – einem ein ganzes Haus in Wien bespielenden Unterfangen, das im Sommer die animalischen Züge des Menschen auf höchst direkte Weise hervorgekehrt hat. Von Signa Köstler gab es dementsprechend auch ein "Wuff!" als Dankeschön an die Jury, das Publikum sowie das umfangreiche Ensemble und Team der Produktion.

Einen Nestroy für die beste Nebenrolle hat sie schon Zuhause, nun kommt ein weiterer hinzu: Sona MacDonald wurde zur besten Schauspielerin gekürt. Sie konnte sowohl als Julie in "Fräulein Julie" von August Strindberg im Theater in der Josefstadt als auch in "Blue Moon" von Torsten Fischer und Herbert Schäfer in den Kammerspielen überzeugen.

Ein Klassiker hat Rainer Galke zum Erfolg verholfen: Der deutsche Mime konnte als Irrsigler in Thomas Bernhards "Alte Meister" (von Dušan David Pařízek am Volkstheater inszeniert) reüssieren und setzte sich gegen namhafte Konkurrenten durch. Die beste Regie ging an eine Produktion der Burg: Andrea Breth machte hier das Triple komplett und sicherte sich die Auszeichnung nach 2003 und 2011 erneut, diesmal für John Hopkins' "Diese Geschichte von Ihnen" am Akademietheater.

Andrea Breth nahm den Preis für die beste Regie entgegen.
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Das beste Stück kam, wie schon vor der Gala feststand, von Yael Ronen und ihrem Ensemble. Sie zeichneten für die Uraufführung von "Lost and Found" am Volkstheater verantwortlich.

Die beste deutschsprachige Aufführung kam heuer wiederum aus der Schweiz: Simon Stone, im Vorjahr noch als bester Regisseur prämiert, hat am Theater Basel "Engel in Amerika" von Tony Kushner auf die Bühne gebracht.

Zum Abschluss wurde noch ein Großer der Theaterszene mit Standing Ovations gewürdigt: Frank Castorf, der noch bis Sommer 2017 der Berliner Volksbühne vorsteht und sich mit seinen oft radikalen Inszenierungen selbst zur Institution gemacht hat, erhielt den Lebenswerkpreis – und wurde im Videoporträt etwa mit folgendem Zitat vorgestellt: "Theater muss Haltung sein. Ob's gefällt oder nicht, geht mir am Arsch vorbei." Den Preis in Händen, meinte Castorf: "Recht herzlichen Dank. Ich lebe ja noch." Und in einer sehr launigen Rede erzählte er über seine Anfänge: "Ich wollte mir einen Jux machen. So fing das alles als Missverständnis an, was Sie jetzt ausbaden müssen." (red, APA, 7.11.2016)