Russische Hacker sollen der Plattform Wikileaks interne E-Mails der US-Demokraten zugespielt haben, um der designierten Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zu schaden. Das kann stimmen: Russland, das die Vorwürfe "absurd" nannte, verfügt über kompetente Cyberstreitkräfte und spielt die Klaviatur der Desinformation perfekt. Zu beweisen ist die Täterschaft nicht.

Prinzipiell stellt sich aber die Frage, ob der Ursprung von sogenannten Leaks bei der Beurteilung deren Inhalts eine Rolle spielen sollte. Es mag schon Fälle geben, in denen Whistleblower aus ethischen Gründen geheime Informationen weitergegeben haben. Oft steht hinter dem Geheimnisverrat aber auch eine eigennützige Agenda der Quelle. Wikileaks selbst ist das egal: Die Plattform will ihre Informanten gar nicht kennen, die Daten können anonym hochgeladen werden. Demgegenüber steht etwa NSA-Whistleblower Edward Snowden, der seinen Datenschatz persönlich an ausgewählte Journalisten weitergab – und trotzdem der russischen Spionage verdächtigt wird.

Medien können die Frage nach dem "Cui bono" stellen, sollten aber unabhängig davon berichten. Die E-Mails der Demokraten sind nicht gefälscht; dass Fehler begangen wurden, zeigt der Rücktritt der Parteichefin Debbie Wasserman Schultz, unter deren Vorsitz Clintons Rivale Sanders benachteiligt worden war. Statt mit dem Finger auf Russland zu zeigen, sollte sich Clinton darum kümmern. (Fabian Schmid, 26.7.2016)