Düsseldorf – Nordrhein-Westfalen kauft den wertvollsten Teil der Kunstsammlung der zerschlagenen Westdeutschen Landesbank (WestLB) für knapp 30 Mio. Euro an. Nach eineinhalb Jahren Verhandlungen unterzeichneten die Landesregierung und die WestLB-Nachfolgerin Portigon AG am Montag einen Kaufvertrag, wie Kulturministerin Christina Kampmann (SPD) mitteilte.

Damit wird ein Verlust der Werke von mittelalterlichen Altartafeln bis zu zeitgenössischer Kunst für das Land abgewendet. Der von Portigon ursprünglich geplante freie Verkauf der Kunst des landeseigenen Unternehmens hatte deutschlandweit einen Proteststurm ausgelöst.

Stiftung stellt Werke den Landesmuseen zur Verfügung

Auch die auf fünf Mio. Euro geschätzte Stradivari "Lady Inchiquin", die der Stargeiger Frank Peter Zimmermann gespielt hatte, wird nun vom Land angekauft und ihm wieder zur Verfügung gestellt. Insgesamt seien knapp 300 von rund 380 Kunstwerken mit Hilfe eines Darlehens der landeseigenen NRW.Bank angekauft worden, sagte Kampmann. Die Kunst wird in eine Landesstiftung überführt, die die Werke den Museen in NRW zur Verfügung stellen soll.

Werke von August Macke, Paul Signac oder Henry Moore

Zur einst von der WestLB gekauften Kunst gehören heute millionenteure Arbeiten von August Macke, Paul Signac, Günther Uecker, Henry Moore, sowie auch zwei Bänke von Eduardo Chillida in Münster. Die wertvollsten der jetzt gekauften Werke sind zwei auf sechs Mio. Euro geschätzte Altartafeln von Giovanni di Paolo aus dem 15. Jahrhundert. Sie hängen als Leihgabe im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster.

Diebstahl aus Tresorraum

Allerdings wurden zwei kapitale Werke aus dem Tresorraum von Portigon gestohlen. So fehlen elf "Stier"-Lithografien von Pablo Picasso (Schätzwert 400.000 Euro) sowie ein Bild der Expressionistin Gabriele Münter (600.000 Euro). Gut 100 Werke werden nicht angekauft, weil sie keinen Bezug zu NRW haben oder sich in einem zu schlechten Zustand befinden.

Warhol-Bilder schon weg

Die wertvollsten Werke aus der einstigen Landesbank-Sammlung sind allerdings schon weg. 2014 hatte der Casino-Betreiber Westspiel zwei Bilder von Andy Warhol für rund 120 Mio. Euro in New York versteigern lassen. Auch diese hatte einst die Westdeutschen Landesbank gekauft.

Als Konsequenz aus dem umstrittenen Verkauf der Warhol-Bilder hat ein Experten-Beirat einen Kodex zum Umgang mit Kunst im Landesbesitz in NRW erarbeitet. Kunstsammlungschefin Marion Ackermann sagte, der Kodex sei ein Novum in der Kulturlandschaft und könnte "zum Modell für die anderen Bundesländer werden". (APA/dpa, 4. 7. 2016)