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Lena Dunham mit markanter Brille bei der Met-Gala Anfang Mai.

Foto: Reuters/ Eduardo Munoz

Irgendwann war alles nur noch Gag und pure Ironie. In den Neunzigern wurden geschmacklose Trainingsjacken aus Polyester und obskure T-Shirts aus den Siebzigern getragen. Magere Männer wie Jarvis Cocker machten ihre Anzüge, die an den Enden stets eine Spur eingelaufen schienen, mit übergroßen Hornbrillen wett, in den Nullerjahren machte Terry Richardson, ein ausgekochter Macho-Fotograf, eine Pilotenbrille sogar zu seinem Markenzeichen. Die Brillen damals konnten sich nicht weit genug aus dem Gesicht lehnen. Sie saßen wie ein Ausrufezeichen auf der Nase, für niemanden waren sie zu übersehen.

Selbst der blasse Moby, Typ lustfeindlicher Veganer, trug schwarze Hornbrillenmodelle. Die Message der Männer, die mit diesen Brillen einherging, war klar: Mit den kastigen Horngestellen signalisierte man Cleverness, Insidertum, Hipness. Irgendwann war es dann so weit: Die politische Kaste setzte nach und nach statt fadem "randlos" auf deftige Modelle aus Horn. Die Herren Steinmeier und Wulff versuchten sich so ein einigermaßen kantiges Äußeres zu verpassen.

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Goldenes Brillenmodell bei Gucci.
Foto: Ap/ Luca Bruno

Dass es spätestens mit Wulff und Steinmeier vorbei war mit der Coolness, war vorauszusehen. Nicht vorhersehbar war allerdings, dass nach einer kurzen Flaute die sperrigen Brillenmodelle auf den Nasen wieder einen Aufschwung erleben würden. Mitverantwortlich dafür ist das Label Gucci. Der Designer Alessandro Michele, der selbst noch nie mit einer Brille gesichtet wurde, verpasst seinen Models irrsinnige Gestelle. Und weil diese Brillenmodelle in Harmonie und Eintracht mit den tantenhaften Outfits auftraten, fielen sie gar nicht so sehr aus dem Rahmen. Sogar Gestelle, die mit den sichtbaren Nasenstegen an die Urform der Kassenbrille erinnern, sahen plötzlich wieder attraktiv und begehrenswert aus. Vielleicht auch, weil diese Brillen wieder in allem Ernst getragen wurden.

Die positive Nachricht: Die markanten Gestelle sitzen zunehmend wieder den Frauen im Gesicht. Mit gutem Beispiel voran geht übrigens Doris Schmidauer, Geschäftsführerin im grünen Klub.

An ihrem Brillenmodell könnte sich ihr Mann eine Scheibe abschneiden. Er ist nach wie vor Anhänger des Teams "randlos". Hoffnungslos ist die Lage allerdings nicht. Van der Bellen war bekanntermaßen lange Träger einer Hornbrille. (feld, 9.6.2016)


Ausgewählte Modelle:


Brille von Andy Wolf, 389 Euro.
Foto: Andy Wolf
Brille von Neubau Eyewear, Modell Linda, 169 Euro.
Foto: Neubau Eyewear
Brillenmodell von Dior, 435 Euro.
Foto: Dior
Brille von Persol, 230 Euro.
Foto: Persol
"Aviator Metal"-Modell von Ray Ban, 165 Euro.
Foto: Ray Ban
Brille von Armani aus der "Frames of Life"-Kollektion, 210 Euro.
Foto: Armani