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Frankreichs 64-jähriger Finanzminister Michel Sapin muss sich erklären. Mehrere Journalistinnen werfen ihm vor, er könne seine Hand nicht zurückhalten.

Foto: Reuters / Philippe Wojazer

Paris – In Frankreich ist nun auch Finanzminister Michel Sapin wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung in Bedrängnis geraten. Der Sozialist räumte am Dienstagabend ein "unangebrachtes" Verhalten ein und äußerte sein Bedauern, bestritt im Detail aber die zuvor von Journalistinnen verbreitete Version des Vorfalls.

In einem kürzlich erschienen Buch werfen die Journalistinnen dem 64-Jährigen vor, er habe einer Reporterin Anfang 2015 eine anzügliche Bemerkung gemacht und das Gummibündchen ihres Slips "schnalzen lassen". Die fragliche Szene spielte sich im Jänner 2015 beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos ab.

"Er kann seine Hand nicht zurückhalten"

Nach Darstellung von Stephanie Marteau und Aziz Zemouri sah Sapin in Davos eine Journalistin, die sich bückte, um einen Kugelschreiber aufzuheben. "Er kann seine Hand nicht zurückhalten und murmelt: 'Ah, aber was zeigen Sie mir denn da?' (...) und lässt das Gummibündchen des Slips der Journalistin mit tief sitzenden Hosen schnalzen", heißt es in dem Buch.

Sapin, ein enger Vertrauter von Staatschef François Hollande, wies die Vorwürfe nach Erscheinen des Buches im April zurück. Nachdem am Montag ein Skandal um den Vize-Parlamentspräsidenten Denis Baupin publik wurde, der mehrere Politikerinnen sexuell belästigt oder mit anzüglichen SMS behelligt haben soll, sah sich Sapin aber zu "Klarstellungen" genötigt. Er hatte einen Tweet zum Weltfrauentag veröffentlicht, in dem er sexuelle Belästigung geißelte. Wenig später meldeten sich zahlreiche Frauen, die angaben, von ihm belästigt worden zu sein.

Bemerkungen zur Kleidung, Hand am Rücken

"Ich habe einer Journalistin eine Bemerkung über ihre Kleidung gemacht und meine Hand auf ihren Rücken gelegt", erklärte der Finanzminister über die Begegnung 2015. "Es gab in meinem Verhalten keinerlei aggressive oder sexistische Absicht. Aber alleine die Tatsache, dass ich die fragliche Person schockiert habe, zeigt, dass diese Worte und diese Handlung unangebracht waren. Es tat mir leid, und es tut mir immer noch leid."

Die Journalistin habe ihn umgehend nach dem Vorfall zur Rede gestellt, erklärte Sapin. "Ich habe natürlich aufrichtig um Entschuldigung gebeten." In Frankreich gibt es immer wieder Debatten über Sexismus in der Politik und das Verhalten von Politikern gegenüber Kolleginnen und Journalistinnen. (APA, 11.5.2016)