Unweit des Donauspitals soll ein PHC entstehen

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Wien – Lange hatte man gesucht, und vor kurzem konnten Ärztekammer und Stadt Wien im vierten Anlauf ein Ärztinnen-Dreierteam finden, das willens ist, in Donauspital-Nähe das zweite Primärversorgungszentrum (PHC-Zentrum) als Pilotprojekt zu starten.

Jetzt spießt es sich am Standort. In der Ausschreibung hat man eine ganz genaue Vorstellung davon, wo das neue PHC-Zentrum entstehen soll, nämlich: "im Umkreis von 170 Metern vom Haupteingang des Donauspitals". Als genaue Lokalisation diene "die äußere Schiebetür". Und da kommt eigentlich nur noch ein Gebäude infrage. Michael Bulla, Zahnarzt und Kieferchirurg, hält der Wiener Gebietskrankenkasse den Dachboden nach eigenen Angaben bereits seit zwei Jahren frei.

Grundstück von Stadt erworben

Das Grundstück hat er vor einigen Jahren um 220 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche von der Stadt Wien erworben. Heute mietet sich der Krankenanstaltenverbund mit einer Jugendzahnheilkundeambulanz für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen und die Oberbank bei Herrn Bulla ein, er selbst betreibt im Haus eine Dentalklinik sowie das Kompetenzzentrum für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.

Jetzt will auch Allgemeinmedizinerin Regina Ewald gerne wie vereinbart Anfang Oktober mit zwei Kolleginnen hier ihre Praxis eröffnen. Stark erweiterte Öffnungszeiten, die Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen und fachliche Schwerpunkte sollen hier – so die Idee hinter dem PHC-Konzept – eine Entlastung der nahen Spitalsambulanz bringen.

"Unannehmbare" Mietbedingungen

Leider seien die Mietbedingungen für Frau Ewald derzeit aber "unannehmbar". Herr Bulla verlange einen Quadratmeterpreis von 14 Euro netto zuzüglich Betriebskosten und Mehrwertsteuer, hinzu kämen rund 250.000 Euro für den Ausbau des Rohdachbodens und rund 150.000 Euro für die Ordinationseinrichtung. Sie habe auch beim nahe gelegenen Gesundheitszentrum Med 22 ein Vergleichsangebot eingeholt: Dort verlangt man 13,50 Euro netto pro Quadratmeter – für fixfertige Räumlichkeiten, "wir müssten nur noch unsere Möbel und Geräte hineinstellen".

Außerdem stört das Ärztinnenteam, dass die Investitionskosten zur Sanierung der Mietfläche im Fall einer Vertragsauflösung "entschädigungslos" in das Eigentum des Hausbesitzers übergehen sollen. Dass Bulla den Quadratmeterpreis trotz Dachschräge anhand der Bodenfläche berechnet und die Erhaltungspflicht an den Mieter übertragen will, sind weitere Details, die Frau Ewald sagen lassen: "Wir erwarten einen fairen Mietvertrag. Weder ich noch meine Kolleginnen brauchen das PHC um überleben zu können."

Unterstützung von Kammer

Die Vermieter waren für den STANDARD für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Laut PR-Berater Alexander Foggensteiner befinden sie sich im Ausland.

Die Wiener Ärztekammer hat Ewald und ihren Kolleginnen jedenfalls Unterstützung zugesagt. "Wir können niemanden zwingen, dass er vermietet", sagt Thomas Holzgruber, Kammeramtsdirektor. Die Kammer will aber dafür sorgen, dass die Ärztinnen "keine Mietbedingungen unterschreiben müssen, die nicht tragbar" seien. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres betont, sie seien auf der Seite der Mieter, nicht des Vermieters.

Um einen alternativen Standort in der aufgelassenen Zielpunkt-Filiale, die ebenfalls den Ausschreibungskriterien entsprechen würde, haben sich die Bewerberinnen bereits umgesehen. Leider erfolglos: In die Räumlichkeiten zieht demnächst ein Billa ein. (Marie-Theres Egyed, Karin Riss, 23.4.2016)