"Leasing erwache!" – beim vermeintlichen rechten Demonstranten mit Rechtschreibschwäche handelte es sich um einen ehemaligen SPÖ-Sprecher.

Foto: Millmann

Wien – Das Klischee ist bekannt vom FPÖ-Wähler und seiner Rechtschreibschwäche. Kein Wunder also, dass das Foto eines vermeintlichen Beweises etliche Male in den sozialen Medien geteilt wurde: "Leasing erwache!" steht auf dem Schild, das ein Mann bei einer FPÖ-Demonstration gegen ein Flüchtlingsheim in Wien-Liesing hochhält.

Wie meinbezirk.at berichtet, ist es allerdings kein FPÖ-Anhänger, der das Schild hochhält – sondern Gerd Millmann, ehemaliger Pressesprecher von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) während dessen Zeit als Wiener Wohnbaustadtrat. Schon 2007 erlangte eine seiner "Schöpfungen" Öffentlichkeit: Millmann fälschte damals einen Brief, in dem der Vizepräsident des Alpenvereins die Anbringung von Halbmonden statt Gipfelkreuzen forderte – und spielte ihn dem damaligen BZÖ-Chef Peter Westenthaler zu, der den Inhalt prompt in einem ORF-Interview veröffentlichte.

Millmann bereitete den "Leasing"-Schmäh offenbar gemeinsam mit seinem Sohn David vor. Dieser ist Mitarbeiter der Pressestelle des SPÖ-Rathausklubs in Wien und twitterte bereits vor der Demo über die Aktion:

Im Gespräch mit dem STANDARD sagt David Millmann, dass das Foto ursprünglich auf dem Facebook-Profil seines Vaters gepostet wurde und nur für dessen Freunde sichtbar war. Einer davon müsse es dann veröffentlicht haben, und "dadurch wurde der Kontext verwaschen", der klar satirisch gemeint gewesen sei.

Die FPÖ findet den Scherz erwartungsgemäß nicht lustig. In vier Facebook-Postings erregt sich Parteichef Heinz-Christian Strache über die Aktion, auch die sehr FPÖ-nahe Website unzensuriert.at widmet dem Thema einen Artikel. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl bezeichnet Millmanns Aktion in einer Aussendung als "Psychogramm des um Aufmerksamkeit buhlenden Ex-Kanzler-Sprechers".

Auch die Tageszeitung "Österreich" kommt bei den Freiheitlichen nicht gut weg: Sie war auf den Scherz hereingefallen und betitelte ihren Artikel mit "Internet-Hype um peinliches Nazi-Foto bei Asyl-Demo". Der Artikel ist online mittlerweile nicht mehr verfügbar. (sefe, 16.3.2016)