"Die Bedeutung von Kultur lässt sich nicht allein an ihrem ökonomischen Wert bemessen", steht auf dem neu überarbeiteten Jahresbericht der Bundestheaterholding. Im Inneren des Heftchens präsentiert der scheidende Interims-Holdingchef Günter Rhomberg zum Abschied eine schwarze Null.

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Wien – Dünn ist er ausgefallen, der neue Jahresbericht der Bundestheaterholding. Hatte es in den letzten Jahren stets recht dicke Bände mit allerhand (teils zweifelhaftem) Zahlenwerk gegeben, will man den Neustart nach dem Finanzskandal am Burgtheater nun auch optisch demonstrieren: Man begnügt sich mit einer Tabelle zum Gesamtbudget. Details zu den Tochtergesellschaften (Burgtheater, Staatsoper, Volksoper, Art for Art Servicegesellschaft) gebe es schließlich im Internet, hieß es bei der Pressekonferenz zur Jahresbilanz des Konzerns.

Noch-Holding-Chef Günter Rhomberg, der den Posten mit 31. März an den designierten Geschäftsführer Christian Kircher übergeben wird, wirkte bei der Präsentation der Zahlen aus dem "Übergangsjahr" gelöst: Insgesamt hat der Theaterkonzern seine negative Bilanz aus den Vorjahren 2013/14 (-28,4 Mio. Euro) ins Plus gedreht, bilanziert nun mit 70.000 Euro positiv – ein "Nullergebnis", wie Rhomberg sagte.

Erreicht hat man diese schwarze Null vor allem über den Verkauf von Immobilien: Rund 20 Mio. habe die Veräußerung des Hanuschhofs eingebracht, 2016 sollen durch weitere Verkäufe ("Stöckl-Haus") noch einmal 20 Mio. lukriert werden. Damit zum Abschied Rhombergs allerdings schon jetzt eine positive Bilanz vorgelegt werden konnte, war auch die Auflösung von "Gewinnrücklagen" nötig. Das Pikante: Diese hätte man laut Rhomberg schon 2013/ 14 heranziehen können.

Warum dies nicht geschah, bleibt unklar, eine mögliche Erklärung drängt sich aber auf: In den politischen Verhandlungen um eine Erhöhung der Basisabgeltung könnte eine dramatischere Negativbilanz von Vorteil gewesen sein. 14 Mio. mehr hat Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) so für die Bundestheater bei den Budgetverhandlungen herausgeschlagen. Ab 2016 erhaltet die Holding rund 163 Mio. Euro vom Bund. Geplant wird künftig für drei Jahre im Voraus.

Eine Negativbilanz weist weiterhin das Burgtheater auf. Immerhin hat man den Schuldenstand aber von 19,6 Mio. auf 12,2 Mio. Euro reduzieren können. Gespart habe man im Zuge eines "100-Punkte-Programms" vor allem bei Neuinszenierungen und Personalkosten. Trotz gesunkener Besucherzahlen (-4,7 Prozent) stehen für die abgelaufene Saison 1,2 Mio. Überschuss zu Buche. Zufrieden zeigte sich der Holdingchef mit Staatsoper und Volksoper, beide mit hoher Auslastung und gestiegenen Kartenerlösen.

Rückendeckung für den Minister gab es von Rhomberg für die Strukturreform der Holding. Dass der Minister künftig neben den künstlerischen auch die kaufmännischen Leiter bestellt, hebe diese nämlich auf dieselbe Ebene. Und das klingt vernünftig: Denn Hierarchieunterschiede zwischen den beiden Leitern dürften bei der Burgtheater-Misere durchaus eine Rolle gespielt haben. (Stefan Weiss, 26.2.2016)