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NSA-Chef Michael Rogers.

Foto: Reuters

Die Pariser Anschläge wären nach Einschätzung des US-Auslandsgeheimdiensts NSA ohne Datenverschlüsselung nicht passiert. NSA-Chef Michael Rogers sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem US-Internetkonzern Yahoo, Teile der Kommunikation unter den Verantwortlichen für die Attentate seien "verschlüsselt" gewesen.

"Hätten wir das gewusst, wäre Paris nicht passiert"

Daher hätten die Geheimdienste keine Spur aufnehmen können. "Hätten wir das gewusst, wäre Paris nicht passiert", hieß es weiter. Bei den koordinierten Anschlägen islamistischer Extremisten auf Cafés, Restaurants, eine Konzerthalle und ein Stadion waren Mitte November in Paris 130 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt worden. Zu den Angriffen bekannte sich die Jihadistengruppe "Islamischer Staat".

Rogers befürwortet die Nutzung verschlüsselter Daten zum Zweck der Cybersicherheit, er warnt allerdings vor Geräten, die nicht entschlüsselt werden können, auch nicht auf Anordnung der Justiz oder der Behörden. "Ist es schwerer für uns, das Wissen zu erlangen, das wir benötigen?", fragte er im Gespräch mit Yahoo, "Erschwert die Datenverschlüsselung unsere Mission?" – und beantwortete die rhetorische Frage mit Ja.

Verschlüsselt oder nicht?

Schon kurz nach den Anschlägen gaben Geheimdienste an, dass Verschlüsselung ihre Arbeit behindere. Experten hatten damals zunächst keine Hinweise gefunden, dass die Attentäter über verschlüsselte Kanäle kommuniziert hatten. Pariser Behörden hatten ein Smartphone mit verdächtigen SMS-Nachrichten gefunden. Später gaben Ermittler gegenüber CNN an, dass wohl doch verschlüsselte Apps – Whatsapp und Telegram – verwendet wurden.

Streit mit Apple

Die Äußerungen des NSA-Chefs sind ein weiterer Aspekt im Streit zwischen dem US-Technologieriesen Apple mit den Behörden. Apple widersetzt sich einer gerichtlichen Anordnung, der Bundespolizei FBI bei der Entschlüsselung des Handys eines der Attentäter von San Bernardino zu helfen. Am Mittwoch erhöhte das Weiße Haus den Druck auf Apple und betonte, es gehe nur um ein einziges iPhone. Apple-Chef Tim Cook kritisierte hingegen, dass sein Konzern "eine Hintertür" bauen solle.

Bei dem islamistischen Anschlag im kalifornischen San Bernardino hatte ein Ehepaar Anfang Dezember 14 Menschen erschossen. Das Paar wurde anschließend von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet. (APA, AFP, red, 18.2.2016)