Wien – Die Anzahl der Erkrankungen an Influenza und grippalen Infekten steigt in Österreich kontinuierlich: "Neben Influenza B-Viren werden weiterhin auch Influenza A(H1N1)pdm09-Viren nachgewiesen", teilte das Diagnostische Influenza Netzwerk Österreich (DINÖ) am Dienstag mit. Die Erkrankungszahlen dürften auch in der vergangenen Woche weiter zugenommen haben.

Vor drei Wochen gab es in der Bundeshauptstadt hochgerechnet rund 10.300 Neuerkrankungen (Influenza und grippale Infekte), vor zwei Wochen waren es rund 12.700. In Graz hatte man in der ersten Februarwoche 3.747 Neuerkrankungen hochgerechnet. Vergangene Woche waren es 3.915.

Für einen weiteren Zuwachs von gemeldeten Erkrankungsfällen in ganz Österreich spricht auch, dass die Experten des Departments für Virologie der MedUni Wien vorige Woche erneut mehr positive Influenza-Befunde aus den eingesandten Proben erstellen mussten. Am häufigsten waren Influenza B-Befunde. In der dritten Kalenderwoche waren es nur etwa die Hälfte der positiven Befunde der vergangenen Woche gewesen.

Österreichs Impfmüdigkeit

"Auch im übrigen Europa ist die Influenzavirusaktivität weiterhin sehr hoch, hauptsächlich verursacht durch Influenza A(H1N1)pdm09-Viren ("Schweinegrippe"). Einige Länder melden schwere Verlaufsformen von A(H1N1)pdm09-Infektionen vor allem in der Altersgruppe der 15-64-Jährigen", so die Virologen.

Österreich liegt seit Jahren im internationalen Vergleich bei den Influenza-Impfungen auf den hinteren Rängen. 2005/2006 waren 1,137 Millionen Dosen der Vakzine ausgeliefert worden, 2006/2007 insgesamt 1,174 Millionen. In der Saison 2010/2011 wurden 700.000 Dosen ausgeliefert, 2011/2012 waren es 680.000 und 2012/2013 laut der Wiener Sozialmedizinerin Ursula Kunze nur noch 621.000 Dosen. Die Durchimpfungsrate von unter zehn Prozent sei "beschämend und inakzeptabel", so die Experten bei der Publikation ihrer Studienergebnisse.

Antivirale Medikamente auf Kassenrezept

Eine Impfung wäre laut den Fachleuten viel besser als die nachträgliche Therapie mit antiviralen Arzneimitteln. In der spezifischen antiviralen Behandlung der Influenza per Medikament können seit rund einer Woche die sogenannten Neuraminidasehemmer (z.B. Tamiflu/Oseltamivir) in Österreich auch auf Kassenkosten verschrieben werden.

Bei Anwendung innerhalb von 48 Stunden nach dem Beginn der Symptome reduzieren die Medikamente die Krankheitsdauer um rund einen Tag, ebenso die Erkrankungsintensität. – Das haben zwar mehrere Studien gezeigt, dazu gibt es aber bisher einen heftigen internationalen Expertenstreit. In dieser Influenza-Saison sind jedenfalls noch keine gegen die Neuraminidasehemmer resistenten Viren aufgetreten. (APA, 16.2.2016)