Rudolf Hundstorfer beim Wahlkämpfen in der Paschinger "Plus City".

SPÖ/Alex Schwarzl

Hundstorfer meistert den heiklen Balanceakt zwischen wohl dosierter Publikumsnähe und nerviger Polit-Aufdringlichkeit erstaunlich gut.

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Den Bekanntheitsgrad gilt es unter dem Jungwählervolk noch zu steigern.

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Linz – Die Bühne ist groß und in knalligem Rot gehalten. Grimmig blickende Security-Mitarbeiter bringen sich im Zuschauerbereich in Position. Am nahen Süßwarenstand strahlt die Verkäuferin mit der blauen Zuckerwatte um die Wette. Keine Frage, an diesem Samstagnachmittag wird in der Paschinger "Plus City" wohl Großes passieren.

Das weiß selbst Rudolf Hundstorfer. Neidlos muss der rote Hofburgkandidat anerkennen, dass dies nicht seine Bühne ist. Und wohl auch nicht sein Ansinnen, im Finale der "Junior Playback Show" so richtig durchzustarten und einen gewissen Mike Singer – Achtung, Teenie-Schwarm! – an die Wand zu jodeln.

Blaue Warnung

Hundstorfers Auftrag ist es an diesem Einkaufssamstag vielmehr, die Herzen der oberösterreichischen Wähler zu erobern. Und dafür gilt es, Herzen inflationär zu verschenken. Die Dame mit den Schoko-Wahlgeschenken trägt schwer und hat die liebe Not auf Armlänge zu bleiben. Hundstorfer wirbelt gut gelaunt durch die "Plus City". Man nimmt ihm bei diesem Parcours durch die Shopping-Kitschwelt den "Mann des Volkes" durchaus ab. Vor allem meistert Hundstorfer den heiklen Balanceakt zwischen wohl dosierter Publikumsnähe und nerviger Polit-Aufdringlichkeit erstaunlich gut. Da findet man es sogar richtig lustig, wenn am Kaffeehaustisch plötzlich wie aus dem Nichts zwischen Kuchengabel und Schwarzwälderkirschtorte ein fast schon präsidiales Lächeln erscheint.

"Jössas na, da Präsident" – die Dame mit den feuerroten Haaren hat dennoch nicht mit dem Überraschungsangriff aus dem Politeck gerechnet. "Noch nicht", antwortet Hundstorfer sichtlich amüsiert und reicht ein Schokoherz. Als Dank gibt es noch eine kleine Warnung der Einkäuferin, deren Gesichtsfarbe mittlerweile mit der Haarpracht harmoniert: "Ich wähle sie ja eh'. Aber gehen sie jetzt schnell weiter, dort kommt mein Mann. Der is`ein Blauer." Hundstorfer umschifft das mögliche Hindernis samt Schoko-Korb und Autogrammkarten großräumig.

Asia-Analyse

Auch Manfred Ziegler aus Wels ist zufrieden. Er ist gekommen, um zu reden. Und das Gespräch "mit dem Rudi" verlief offensichtlich gut: "Der is' einfach unglaublich authentisch. Einer von uns. Der tut was für die Arbeiter. Das genaue Gegenteil vom Faymann halt."

Dem stimmt man zwischen Asia-Nudeln, Fünf Schätzen und Soja-Sauce zwar vorbehaltlos zu. Beim nahen Mongolen ist man sich einig, dass Hundstorfer "a klasser Bursch" ist. Aber bitte das Alter. "Ich will einen jüngeren Präsidenten. Die Alten sollen doch endlich eine Ruhe geben", wirft ein Gast ein. Der Konter folgt vom benachbarten Kebab-Stand: "Und jetzt wählst den Blauen?". Ruf aus Fernost: "Ja. Aber nicht wegen der FPÖ."

Hundstorfer selbst sieht im STANDARD-Gespräch die Konkurrenz übrigens gelassen: "Ich lasse mich von irgendwelchen Umfragen nicht beirren. Bis zur Wahl am 24. April haben wir noch Zeit. Und: Ich bin in das Rennen gegangen, um zu gewinnen."

Jugendliche Unwissenheit

Den Bekanntheitsgrad gilt es aber offensichtlich unter dem Jungwählervolk noch zu steigern. "Den hab' ich noch nie gesehen", hört man an diesem Einkaufssamstag bis zu einer gewissen Altersgrenze öfter. Eine junge Mutter sieht in Oberösterreichs SPÖ-Landesrat Reinhold Entholzer den roten Rettungsanker: "Den kenn' ich halt." Zum Abschied gibt's ein Schokoherz und ein Lächlen von Rudolf Hundstorfer: "Damit der Wiedererkennungswert steigt." (Markus Rohrhofer, 7.2.2016)