Das Rad, mit dem Femke Van den Driessche ins WM-Rennen ging war sauber.

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Wien – Die Erklärung von Querfeldein-Radlerin Femke Van den Driessche, dass die am letzten Samstag bei der Weltmeisterschaft im belgischen Zolder in ihrer Materialbox gefundene Rennmaschine mit Elektromotor nicht die ihre gewesen sei, erfährt Unterstützung.

Ein gewisser Nico Van Muylder, Freund der Familie, bestätigte am Montagabend: "Es ist mein Rad." Das vermeldet nieuwsblad.be. Über nähere Details wollte sich der Ex-Rennfahrer allerdings nicht auslassen.

Das erstmalige Auftauchen eines mechanisch gedopten Rades hatte in den letzten Tagen weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Van den Driessche, die als Favoritin in den U23-Wettkampf gestartet war, diesen aber wegen eines Defekts in der vorletzten Runde aufgeben musste, hatte alle Betrugsvorwürfe von sich gewiesen.

Das den Kontrolloren des Rad-Weltverbandes UCI in die Hände gefallene manipulierte Rad gehöre nicht ihr, so die 19-Jährige. Es sei ihr von einem Freund und Trainingspartner, offenbar dem bewusstem Herrn Muylder, in der letzten Saison abgekauft worden und mit ihrem identisch. Daher sei wohl einem Mechaniker eine Verwechslung unterlaufen, der das Kuckucksrad irrtümlich in ihren Materialwagen verfrachtet habe. Muylder habe davor zusammen mit ihrem Bruder die WM-Strecke in Zolder abgefahren und das Rad danach an ihren Wagen gelehnt, so Van den Driessche.

Hersteller überlegt rechtliche Schritte

Die Aussage Muylders dürfte der Sportlerin allerdings nicht viel nützen. Gemäß der Regularien der UCI reicht schon die bloße Existenz eines Motors in einem Rennrad für eine Bestrafung. Ein Gebrauch desselben muss dabei nicht erfolgt sein. Der Athletin drohen eine mindestens sechsmonatige Sperre und eine Geldstrafe von bis zu 180.000 Euro. Auch der belgische Verband dürfte Sanktionen verhängen. Van den Driessches Bruder Niels, ebenfalls Querfeldein-Fahrer, ist übrigens bereits gesperrt: allerdings aufgrund herkömmlichen Dopinggebrauchs.

Der italienische Radhersteller Wilier Triestina kündigte unterdessen rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen an. Es gehe nicht an, dass ein Produkt aus dem eigenen Haus nun weltweit mit Betrug in Zusammenhang gebracht wird. "Wir sind geschockt", wird CEO Andrea Gastaldello zitiert. Der gute Name des Unternehmens werde in den Dreck gezogen.

Merckx: Schlimmer geht es nicht

Mister Rad Eddy Merckx plädierte für eine harte Linie im Fall Van den Driessche. "Aus meiner Sicht ist das das schlimmste, was man tun kann. Da könnte man ja gleich mit einem Moped mitfahren. Sie müssen sie lebenslang sperren", so die belgische Legende bei Cyclingnews.com.

Er gehe im übrigen davon aus, dass der Vorfall in Zolder nicht erste Betrug des Lagers Van den Driessche war. Fernsehbilder von einem Querfeldein-Rennen auf dem berühmten Koppenberg im November 2015 erscheinen ihm, Merckx, ebenfalls höchst verdächtig. Die UCI sah das offenbar genauso und bei Van den Driessche diesmal etwas genauer hin.

Immerhin, der "Kannibale" glaubt an einen Einzelfall: "Ich denke nicht, dass andere im Feld so dumm sind. Das passiert nur Fahrern ohne Erfahrung."

Christopher Froome wiederum, Sieger der Tour de France, drängt auf schärfere Kontrollen hinsichtlich technischer Betrügereien. Er habe die UCI bereits in der Vergangenheit auf Gerüchte über unerlaubte Hilfsmotoren im Profizirkus aufmerksam gemacht, so Froome am Dienstag. "Ich denke, sie nehmen die Gefahr ernst, und hoffentlich bedeutet das, dass sie die Anzahl der Checks auf World-Tour-Ebene erhöhen." (Michael Robausch, 2.2. 2016)