Netflix gibt es (fast) überall, doch Nutzer sollen nur den nationalen Ableger verwenden.

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Neue Staffeln der Netflix-Erfolgsserie "House of Cards" gibt es im deutschsprachigen Raum zuerst immer nur auf Sky, während US-Nutzer des Streamingdiensts weder "Better Call Saul" noch "Fargo" abrufen können: Auch Netflix, das mit dem letztwöchigen Start in 130 weiteren Ländern einen globalen Anspruch stellt, muss sich den nationalen Lizenzgeschäften beugen.

Wer sich ein bisschen mit Technik auskennt und zu tricksen bereit ist, konnte bislang jedoch Länderschranken umgehen: Denn mit Unblocker-Tools kann der Zugriff aus einem anderen Land vorgetäuscht werden, wodurch österreichische Netflix-Nutzer sich beispielsweise virtuell in die USA versetzen lassen konnten. Gleichzeitig wurde dieses Angebot etwa in China genutzt, wo Netflix offiziell gar nicht erhältlich ist.

Langfristiges Ziel: Globale Inhalte

Damit soll nun Schluss sein: Netflix hat in einem Blogbeitrag angekündigt, künftig scharf gegen Umgeher von Länderschranken vorzugehen. Gegenüber "Variety" gibt ein Firmensprecher an, eine Vielzahl von Mitteln für das Aufspüren von Proxy-Nutzern zum Einsatz zu bringen. "Unser Ziel ist es, Inhalte weltweit anzubieten", so Netflix. Das etablierte System territorialer Lizenzen sei aber nicht so einfach zum Einsturz zu bringen. Deshalb werde man "in der Zwischenzeit Länderschranken respektieren und einhalten".

VPNs?

Eine Form des Umgehens von Netflix-Ländersperren wird in dem Blogposting allerdings nicht explizit erwähnt: das Verwenden eines VPN. Gegenüber "Arstechnica" bestätigt ein Netflix-Sprecher allerdings, dass auch gegen die Nutzung solcher Dienste vorgegangen werden soll. Perfekt könne die Blockade von VPN-Diensten aber natürlich nie sein, gesteht das Unternehmen ein. Immerhin müsse man dabei die Adressen dieser Dienste einzeln blockieren, worauf die VPN-Services einfach mit einem Wechsel auf eine andere IP reagieren könnten – ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel also.

"Form der Piraterie"

Politisch dürfte der Deal Netflix bei seinen Verhandlungen mit Rechteinhabern nutzen, die sich oftmals über die Umgehung von Ländergrenzen beschwert haben. Diese wurde auch als Form der Piraterie bezeichnet. Allerdings stellt sich die Frage, ob Kunden das Vorgehen von Netflix wirklich respektieren oder – beim Verlust von beliebten Serien und Filmen – ihr Abo kündigen und auf Piraterie zurückgreifen. (red, 16.1.2016)