Bild nicht mehr verfügbar.

Voller Zuversicht: AUA-Chef Kay Kratky (L), und Lufthanseat Karl Ulrich Garnadt.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien – Karl Ulrich Garnadt ist eigentlich nach Wien gereist, um Eurowings vorzustellen. "Was in Wien beginnen wird, ist Teil der strategischen Neuausrichtung der Lufthansa-Gruppe", sagte der bei der AUA-Mutter Lufthansa für den neuen Billigflieger Eurowings zuständige Vorstand. An der Frage, wie man im Konzern angesichts verhärteter Fronten im Tarifstreik – nach den Piloten liegt der Konzern nun mit den Flugbegleitern im Clinch – mit der Situation umgehen werde, kommt Garnadt aber nicht vorbei.

Der Knackpunkt sei derzeit, so der 58-jährige Lufthanseat, dass man dem Verhandlungspartner, der Gewerkschaft Ufo, attraktive Bedingungen für die Altersvorsorge der Flugbegleiter vorgelegt habe, die die Gewerkschaft auch für zukünftige Mitarbeiter sichern wolle. Für den Konzern sei dies keine Option, stellt Garnadt klar, dass es ein weiteres Entgegenkommen nicht geben werde: "Mir fehlt das Verständnis und jede Fantasie, was wir jetzt noch auf den Tisch legen könnten."

Politik der Unberechenbarkeit

Ufo setzt indes auf eine Politik der Unberechenbarkeit. Mit der Information, wo genau gestreikt wird, ging man erst in letzter Minute an die Öffentlichkeit. Die Piloten, die die Lufthansa seit Frühjahr 2014 wiederholt bestreikten, hatten ihre Arbeitsniederlegungen 24 Stunden im Voraus angekündigt – die Fluggesellschaft konnte sich entsprechend vorbereiten. In einigen Fällen liefen die Ausstände ins Leere, da sich genug Ersatzpiloten fanden. Am Freitag musste die AUA-Mutter dann 290 Flüge, darunter 23 Interkontinentalverbindungen, streichen.

Doch auch die Lufthansa hat nach den dreizehn Streiks, die der Konzern seit Anfang 2014 durchzustehen hatte, dazugelernt. Reisende können rasch und unkompliziert umbuchen, wenn es eng wird, springen die Töchter ein – die AUA ist mittlerweile nicht nur jene Tochter mit den konzernweit günstigsten Gehältern, sondern auch eine verlässlichen Aushilfskraft. Wobei der Chef der Austrian Airlines, Kay Kratky, einräumt, dass man dabei durchaus an Grenzen stoße: Wie in der Vergangenheit will die AUA wieder mit größeren Flugzeugen auf den Strecken nach München und Frankfurt aushelfen. Dass das "vollumfänglich gelingt", sei nicht gewiss: "Die Art und Weise, wie hier Streik betrieben wird, stellt uns vor enorme Herausforderungen", so Kratky.

Während also in Deutschland erbittert gerungen wird, geht es am Freitag in Wien um den Billigflieger Eurowings. Kratky wie Garnadt werben einmal mehr um Sympathie für das Projekt. Die Eurowings Europe mit Sitz in Wien soll bis Ende 2017 bereits 20 Flugzeuge umfassen. 120 Piloten und 240 Flugbegleiter würden 2016 gebraucht. In Wien werden aber nur zwei Flieger stationiert. "Wir wollen Eurowings als paneuropäische Airline positionieren", sagte Garnadt. Billigfluglinien wie Ryanair oder EasyJet hätten zu dieser Entwicklung gezwungen.

Flugbetrieb Ende März

Die Eurowings Europe, im Firmenbuch als EWAT GmbH eingetragen, soll ihren Flugbetrieb erst Ende März aufnehmen. Bis dahin fliegen ab Wien Flieger der bereits bestehenden Schwestergesellschaft Eurowings Düsseldorf. Zum Sommerflugplan 2016 geht der Flugbetrieb dann auf Eurowings Europe über, so Garnadt. Der Erstflug von Eurowings in Wien ist für den kommenden Montag geplant.

Derzeit wird für Eurowings Europe Personal gesucht. Die Tarifbedingungen würden im Wesentlichen jenen der AUA ähneln, bemühen sich die Manager vor allem vom scheidenden Betriebsratschef Karl Minhard wiederholt geäußerte Bedenken, die neue Eurowings-Crew sei um etliches schlechtergestellt, zu zerstreuen. "Details könne man noch nicht nennen, weil wir haben ja noch kein Personal", sagt Dieter Watzak-Helmer.

Der AUA-Kapitän wird mit dem früheren Strategievorstand der australischen Qantas-Billigtochter Jetstar, Max Kownatzki, die Geschäfte von Eurowings Europe führen. Dass – wie von der Gewerkschaft Vida beklagt – noch kein Gesprächstermin zustande gekommen sei, verdanke sich einem fehlgeleiteten Brief. Auch zur Angst, die Billigairline könnte AUA, Swiss und Lufthansa das Wasser abgraben, hat man eine klare Meinung: "Das Herz des Konzerns bleiben die Premium-Marken", sagt Garnadt und ortet diesbezüglich einen konzernweiten Schulterschluss.

AUA-Chef Kratky hält die Frage "Ist das die Konkurrenz im eigenen Haus?" für geklärt: Die Etablierung einer neuen Airline in Wien sei ein Bekenntnis zum Standort. Austrian Airlines selbst könnte aber künftig Strecken an Eurowings abgeben, "wenn wir glauben, dass die Kollegen von Eurowings das besser können". Die AUA könnte so Flieger für andere Destinationen wie etwa Teheran freischaufeln.

Parallelstrecken

Vorerst fliegen sowohl Eurowings als auch die AUA von Wien nach Barcelona. Auch London findet sich im Streckennetz beider Marken, allerdings fliegt die AUA den Drehkreuzflughafen Heathrow an, Eurowings hingegen den Billigairport Stansted. Weitere Ziele von Eurowings ab Wien sind Bastia auf Korsika, Mallorca, Valencia, Alicante in Spanien und Faro in Portugal. Vereinzelt will man künftig auch via Preisaktionen Flüge um rund 20 Euro anbieten.

Eurowings-Langstrecken sind ab Wien nicht geplant. Ab Köln fliegt Sun Express unter dem Namen Eurowings zu Fernzielen wie Kuba. Die Tarife sind auch bei Eurowings in drei Kategorien – von Basic- bis Komforttarif – gestaffelt. Den Unterschied zur AUA, die ja auch einen Lighttarif – also den Basistarif mit Handgepäck – anbietet, erklärt AUA-Chef Kratky mit der Möglichkeit, durch teurere Tarife ein besseres Produkt erwerben zu können. (rebu, 6.11.2015)