67 Prozent der Österreicher gaben bei der Reuters-Studie an, in der letzten Woche eine gedruckte Zeitung gelesen zu haben. Das ist mit Abstand der höchste Wert aller untersuchten Länder.

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Wien – Kaum eine allgemeine Aussage kann der "Digital News Report" vom Reuters Institut für Journalismus treffen, ohne den Ausnahmefall Österreich anzumerken. Gedruckte Tageszeitungen sind hierzulande außergewöhnlich beliebt. So wurden in 17 der 18 für die Studie untersuchten Länder Online-Medien am zweithäufigsten als wichtigste Nachrichtenquelle genannt – in Österreich liegt dagegen Print auf Platz zwei hinter dem Fernsehen.

Insgesamt gaben 67 Prozent der 1053 befragten Österreicher an, in der letzten Woche eine gedruckte Tageszeitung gelesen zu haben. Der Durchschnitt aller 18 untersuchten Länder, von Tschechien über die Niederlande bis zu Japan und Brasilien, liegt hier bei nur 37 Prozent. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass Österrreicher Online-Muffel wären: Bei der Online-Nutzung liegt Österreich mit 70 Prozent nicht eklatant unter dem Durchschnitt von 80 Prozent.

Print-Medien profitieren von hohem Abo-Anteil

Auch bei der Reichweite von "digital-born" Medien nimmt Österreich eine Sonderstellung ein. Als solche sieht die Studie solchen Online-Dienste, die nicht als Ableger traditioneller Medien gegründet wurden. Nur 20 Prozent der Befragten gaben hierzulande an, in der letzten Woche "digital-born" Nachrichten konsumiert zu haben. Vor allem in Polen (75 Prozent), den städtischen Räumen der Türkei (67 Prozent) und Portugal (62 Prozent) haben ursprünglich digitale Nachrichten einen viel höheren Stellenwert.

Österreichische Printmedien profitieren laut der Studie vom hohen Abo-Anteil ihrer Auflagen. Drei Viertel der verkauften Exemplare werden hier üblicherweise im Abonnement vertrieben. Online-Abos sind dagegen weit weniger populär: Nur 5 Prozent gaben an, im letzten Jahr für Online-Nachrichten bezahlt zu haben – egal ob im Abo oder für den Kauf einzelner Artikel (DER STANDARD berichtete).

Die Reuters-Studie sieht für die geringe Zahlungsbereitschaft für Online-Medien einerseits in der starken Position vom per Gesetz kostenfreien orf.at und internationaler Nachrichtensammler wie Google News. Andererseits orten die Forscher auch einen Mangel an Kombinations-Abos der Print- und Online-Ausgaben traditioneller Medienhäuser.

Gleichauf mit dem Mittelwert der anderen untersuchten Länder liegt Österreich bei der Gerätewahl: Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben den Desktop-PC als Lieblingsgerät für den Onlinekonsum an. 41 Prozent verwenden (auch) das Smartphone für die Nachrichtennutzung. (sefe, 30.10.2015)