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Unterschiedliche Organisationen wollen mit Protestaktionen die Klimaverhandlungen vorantreiben.

Foto: REUTERS/Carlo Allegri

Nach zwei bunten, als "Climate Games" (Klimaspiele) titulierten Protestwochen, werden tausende Teilnehmer zu den Blockaden "roter Linien" während des Pariser Klimagipfels erwartet. Tausende von Klima-Aktivisten haben angekündigt einen der grössten UN Klimagipfel in Paris mit Aktionen zu blockieren, von denen sie selbst behaupten, Europa sie in diesem Ausmaß bislang noch nicht gesehen.

Grassroot Gruppen wie 350.org oder Attac France stehen hinter den "Climate Games" zu dieser herausragenden Klimakonferenz im Dezember. Die Proteste beinhalten auch zehn Blockaden, die sogenannten "roten Linien" zugeordnet werden können. Diese möglichen Konfliktpunkte könnten, so die Befürchtung der NGOs, von den Unterhändlern der nahezu 200 Länder, die auf dem Gipfel vertreten sind, überschritten werden.

Die Regierungen treffen sich in der französischen Hauptstadt, um eine Einigung über die Aktionen zum Klimawandel für die Zeit nach 2020 zu erreichen. Frühere Pläne der Aktivisten, die Vertreter zum Beispiel am Verlassen des Gipfels zu hindern, bis eine endgültige Einigung über die Reduzierung der Emissionen erreicht wird, wurden jedoch wieder fallen gelassen.

"Die Idee der roten Linien findet die richtige Balance zwischen 'Macht den Laden zu!' und 'Macht endlich Eure Arbeit'", sagt Autorin Naomi Klein dem Guardian. "Ich glaube außerdem, dass damit auch die Berichterstattung beeinflusst werden kann – ein kritischer Punkt, wenn die Regierungen versuchen sollten ein schlechtes Ergebnis als Erfolg zu verkaufen", so Klein.

Mindestvoraussetzungen für lebenswerten Planeten

Am letzten Tag des Gipfels, dem 11. oder 12. Dezember, werden tausende Menschen am Konferenzort in Le Bourget mit aufblasbaren roten Linien erwartet, sagte John Jordan, Künstler und prominenter Aktivist. Er ergänzt: "Es geht nicht darum, die Gipfelteilnehmer einzusperren, sondern darum mit Aktionen des zivilen Ungehorsams Straßen und Infrastruktur zu blockieren, wenn sie rote Linien überschreiten, die die Mindestvoraussetzungen für einen lebenswerten Planeten sind."

Die Demonstranten können sich die roten Linien, denen sie sich anschließen wollen, aussuchen: Dabei kann es sich etwa um eine gerechte Verteilung der Klimafinanzierung für arme Länder oder eine sinnvolle Reduzierung der Emissionen handeln. "Es wird die größte von zivilem Ungehorsam geprägte Massenveranstaltung zur Klimagerechtigkeit werden, die Europa je gesehen hat", meint Prayal Parekh, eine Aktivistin von 350.org.

Auftakt 29. November

Ein voraussichtlich riesiger Demonstrationszug wird die Proteste am 29. November einleiten. Zu diesem Zeitpunkt werden auch die Regierungschefs zum Gipfel eintreffen. Die Demo ist ein Versuch an den "People’s Climate March", der letztes Jahr 300.000 Menschen auf die Straßen New Yorks brachte, anzuknüpfen. Grosse Umweltgruppen wie Greenpeace und WWF organisieren sie zusammen mit der Online-Kampagnen-Gruppe Avaaz, Gewerkschaften und religiös motivierten Gruppen.

Danach beginnen die sogenannten Climate Games. Aktivisten können sich anonym für die Teams registrieren und dann für die zweiwöchige Dauer Ziele für direkte gewaltfreie Aktionen herunterladen. Während der Gipfel weitergeht, sollen die Spiele mit einer Mischung an Protesten, Street Art und Aktionen die Aufmerksamkeit erregen.

Gespräche mit Anonymous

"In jedem Fall hat es auch Gespräche mit Anonymous gegeben", sagte eine Quelle der Aktivisten. Ich weiß, dass die Aktivisten der Climate Games mit ihnen gechatted haben, aber ich weiß nicht, ob daraus bislang irgendwelche konkreten Pläne entstanden sind."

Auch eine Geschäftskonferenz, Solutions COP21, an der unter anderem Engie (zuvor GDF Suez), Renault Nissan, Suez Environment und L'Oreal teilnehmen, kommt als eines der Ziele in Frage. In einem internen, als "Aktionskonsens" bezeichneten Papier, das dem Guardian vorliegt, vereinbarten Kampagne-Träger und Gewerkschaften, sich jedem Versuch zu widersetzen, "unsere Mobilisierung für reaktionäre, nationalistische oder gewalttätige Ziele ausnutzen zu lassen".

Parekh wies auch darauf hin, dass gewaltfreie Aktionen überlebenswichtig sind. "Ich bin aus Indien, und über zivilen Ungehorsam erlangte mein Heimatland seine Unabhängigkeit", sagte sie. "Jetzt stehen wir an einem Wendepunkt, der uns die Möglichkeit eröffnet, den fossilen Brennstoffen den Rücken zu kehren und unsere Gesellschaft etwas gerechter zu machen und ich möchte diese Gelegenheit für eine bessere Zukunft nicht verstreichen lassen. Ich möchte nicht wieder über den heißesten Sommer aller Zeiten oder Inseln, die im Pazifik verschwinden lesen müssen", sagt die 350.org-Aktivistin. (Arthur Neslen, The Guardian, Oktober 2015)