Das Masernvirus, dessen Existenz der streitbare Biologe Stefan Lanka bis heute leugnet.

Foto: Hans R. Gelderblom/RKI

"Biologische Strukturen, die etwas Negatives machen sollen, hat man nie gesehen. Krieg und Zerstörung im biologischen Leben ist eine Zuschreibung kranker und krimineller Hirne", schreibt Stefan Lanka. Der streitbare Biologe aus Langenargen am Bodensee wird nicht müde zu betonen, es gebe keine krankmachenden Viren, das wolle uns nur die Pharmaindustrie einreden. Diese Überzeugung kommt ihn nun teuer zu stehen.

Denn Lanka schrieb 2011 ein Preisgeld von 100.000 Euro für denjenigen aus, der ihm die Existenz des Masernvirus bestätigen und dessen Durchmesser bestimmen könne. Der junge Saarländer Mediziner David Bardens, damals noch Student, tat ebendas, kopierte ihm einige Artikel aus renommierten Fachjournalen zusammen und forderte Lanka schriftlich auf, ihm das Geld zu überweisen.

Dieser aber weigerte sich, weswegen Bardens vor Gericht zog, um den Betrag einzuklagen – und am 12. März Recht bekam. Aber selbst dann weigerte sich Lanka noch zu zahlen, bedankte sich im Gegenteil sogar bei dem jungen Arzt und dem Landgericht Ravensburg, dass sie "die Tatsache in die Welt getragen haben, dass es keinen Beweis für die Existenz eines Masernvirus und keines der sogenannten krankmachenden Viren gibt".

Das im Internet veröffentlichte erstinstanzliche Urteil sei "so widersinnig, dass jeder, der bisher noch an die Infektionstheorie glaubte, in Zweifel gerät", schreibt Lanka. Davon unbeeindruckt, erließ das Amtsgericht Tettnang am Bodensee wegen der ausgebliebenen Zahlung einen Haftbefehl über Lanka. Nur eine Woche bevor er zwei Vorträge in Tirol halten wollte. Und das auch tatsächlich tat, Haftbefehl hin oder her.

Vorträge in Tirol

So referierte er am 26. September in Pill bei Innsbruck zum Thema "Mit Impfen aufhören" ("Wie entstehen sogenannte "Infektions-Krankheiten" wirklich, wie vermeidet man sie? Warum glauben wir an 'Viren', obwohl es keine krankmachenden Viren gibt? Wie vermeidet man das Impfen und eine Impfpflicht?"), am 27. September in Hall über "Grundlagen des Lebens, der Wahrnehmung und des Handelns".

Bis zum Vortragswochenende hat Lanka das Geld laut Medienberichten nicht bezahlt, hielt die Seminare also trotz aufrechten Haftbefehls. Erst am 28. September kam die Bestätigung des Gerichts, dass die Zahlung der mittlerweile 121.000 Euro, Verfahrenskosten und Zinsen eingerechnet, nun eingelangt seien. Lanka zufolge wurde die Zahlung allerdings schon fünf Tage zuvor von einem Sprecher des Gerichts bestätigt.

Von einem Haftbefehl – ob am Vortragswochenende noch aufrecht oder nicht – wusste Barbara Obwieser, die Veranstalterin des ersten Vortrags in Pill, nichts, wie sie auf Anfrage des STANDARD betont. Auch wolle sie zur in Medizinerkreisen oft geäußerten Kritik an Lanka keine Stellung nehmen, das könne nur er selbst. Die Veranstaltungen sind auf der Website wahrheitsnetz.com angeführt, die laut Beschreibungstext "für alle Veranstaltungen und Projekte von und für Menschen im Raum Österreich Bayern gemacht (ist), die nachhaltig der Natur, also Mensch, Tier und Pflanzen dienen".

Berufungsverfahren noch heuer

Worum es in dem Vortrag genau ging, könne die Veranstalterin nicht genau sagen, weil sie nicht immer im Raum und mit Organisatorischem beschäftigt gewesen sei. Ob sie den Biologen wieder einladen wird, weiß sie noch nicht – Lankas fachliche Kompetenz anzweifeln wolle sie jedenfalls nicht. Obwieser schätzt, dass ungefähr 30 Zuhörer kamen.

Organisiert wurden die beiden Vorträge von dem Verlag Wissenschafftplus (sic!), dem Lanka vorsteht. Für eine Stellungnahme zu den Seminaren und seinen Plänen, das Masernurteil anzufechten, war Lanka nicht zu erreichen. Aufgeben will er jedenfalls nicht: Das Berufungsverfahren soll noch dieses Jahr vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart starten. (Florian Bayer, 29.9.2015)