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Der zurückgetretene Volkswagen-Chef Martin Winterkorn gerät ins Visier der Ermittlungen.

Foto: apa / Julian Stratenschulte

Wolfsburg/Ingolstadt – Von der Abgasaffäre bei Volkswagen sind weltweit 2,1 Millionen Fahrzeuge der Marke Audi betroffen. In der Region Westeuropa gehe es um 1,42 Millionen Autos, sagte ein Audi-Sprecher am Montag. In Deutschland sind demnach 577.000, in Österreich 62.000 Audi-Fahrzeuge betroffen.

Rund 10.000 Autos mit einem 1,6-Liter-Motor der Typenbezeichnung EA189 sind betroffen – ebenso wie 52.000 Audis der größeren 2-Liter-Variante, sagte der Audi-Sprecher. Wie viele der insgesamt elf Millionen betroffenen Autos des VW-Konzerns in Österreich unterwegs sind, ist nach wie vor nicht bekannt. In den USA betreffe die Manipulation der Abgastechnik rund 13.000 Fahrzeuge, sagte der Sprecher. Darüber hinaus sind 1,2 Millionen Fahrzeuge der Konzernmarke Škoda betroffen, so ein Škoda-Sprecher am Montag. VW hatte zugegeben, Abgaswerte in den USA mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben.

Ermittlungen gegen Winterkorn wegen Betrugs

Am Mittwoch war VW-Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten. Er hatte damit die politische Verantwortung für den Skandal übernommen, der den Ruf des weltweit größten Autobauers ramponiert hat. Als seinen Nachfolger bestimmte der Aufsichtsrat Porsche-Chef Matthias Müller. Er soll die Aufklärung vorantreiben und verlorenes Vertrauen in Volkswagen zurückgewinnen.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig leitete inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen Winterkorn ein, wie sie am Montag mitteilte. Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt demnach auf dem Vorwurf des Betrugs durch den Verkauf von Autos mit manipulierten Abgaswerten.

Zur Aufarbeitung des Abgasskandals kommt das Präsidium des Aufsichtsrats Insidern zufolge am Mittwoch erneut zu einer Krisensitzung zusammen. Dabei soll nach internen Ermittlungen ein erster Zwischenbericht vorgelegt werden, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Konzernkreisen erfuhr.

Weitere VW-Vorstände beurlaubt

Konzernkreisen zufolge sind unterdessen drei weitere VW-Vorstände beurlaubt worden. Die Entwicklungschefs der Marken Audi, VW Pkw und Porsche, Ulrich Hackenberg, Heinz-Jakob Neußer und Wolfgang Hatz seien von ihren Aufgaben entbunden worden, sagten mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.

Die Manager übernahmen damit die technische Verantwortung für die Abgasaffäre. Reuters hatte bereits vergangene Woche über den bevorstehenden Abgang der Manager berichtet.

Audi-Entwicklungschef Hackenberg wehrt sich

Einem Insider zufolge wehrt sich Hackenberg gegen seine Suspendierung. Er war 2007 zusammen mit Winterkorn von Audi nach Wolfsburg gewechselt. Er gilt als Erfinder des Baukastensystems, das Volkswagen derzeit bei immer mehr Marken einführt. Später kehrte Hackenberg nach Ingolstadt zurück, um Audi mit neuen Elektroautos auf die Sprünge zu helfen. Weder Audi noch VW und Porsche wollten sich zu der Beurlaubung der drei Entwicklungschefs äußern.

Schadenersatzklagen drohen

Volkswagen drohen zahlreiche Schadenersatzklagen. In den USA sei eine erste Klage von Aktionären anhängig, berichtete das "Handelsblatt". Ein Pensionsfonds aus Michigan habe diese wohl erste Aktionärsklage auf den Weg gebracht. ADR-Investoren hätten durch die Abgasaffäre hunderte Millionen Dollar verloren, so der Klagsvorwurf. Seit Bekanntwerden des Skandals vor eineinhalb Wochen hätte die ADR-, ähnlich wie die VW-Aktie, fast ein Drittel an Wert verloren. Der Fonds wolle auch andere Aktionäre vertreten und suche nach Unterstützern, berichtete die Zeitung.

VW drohen in den USA zudem milliardenschwere Strafzahlungen. In mehreren Bundesländern wurden bereits zahlreiche Klagen eingereicht. Die Anwälte argumentieren damit, dass VW die Kunden getäuscht habe. Diese hätten mehr gezahlt, um vermeintlich umweltfreundliche Autos zu fahren. (APA, Reuters, 28.9.2015)