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Präsident al-Sisi weiht den neuen Kanal ein.

Foto: APA/EPA

Kairo – Mehr Platz für mehr Schiffe: Der "Neue Suezkanal" ist am Donnerstag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen offiziell eröffnet worden. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi fuhr in Gala-Uniform auf einer historischen Jacht an der Spitze einer Flottenparade auf dem Kanal, während Kampfflugzeuge und Hubschrauber über die Szenerie flogen.

Das Land hofft auf steigende Einnahmen aus dem Kanalbetrieb und einen wirtschaftlichen Aufschwung. Der "Neue Suezkanal" wurde innerhalb von nur einem Jahr gebaut. Auf einer Länge von 37 Kilometern wurde eine neue Wasserstraße gegraben, auf weiteren 35 Kilometern wurde der alte Kanal erweitert und vertieft. Das Projekt kostete umgerechnet rund 7,9 Mrd. Euro. Der Suezkanal, seit 1869 in Betrieb, verbindet das Rote Meer und das Mittelmeer miteinander und ist für den Welthandel enorm wichtig.

Prestigeprojekt

Für al-Sisi ist der Erweiterungsbau ein Prestige-Projekt. Der damalige Armeechef hatte vor zwei Jahren Präsident Mohammed Mursi gestürzt und gewann die Präsidentenwahl im vergangenen Jahr. Zu seinen zentralen Versprechen zählten die Verbesserung der Sicherheitslage und die Belebung der Wirtschaft.

Bei letzterem soll der "Neue Suezkanal" helfen: Die Regierung hofft, dass sich die Einnahmen aus den Gebühren für die Kanalnutzung in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln werden – von rund 5,3 Mrd. Dollar (4,9 Mrd. Euro) 2015 auf rund 13,2 Mrd. Dollar im Jahr 2023. Im gleichen Zeitraum soll sich auch die Zahl der Schiffe, die täglich auf der Wasserstraße unterwegs sind, fast verdoppeln.

Skepsis

Analysten sehen die offiziellen Vorhersagen allerdings skeptisch. Er glaube nicht, dass Reeder bereit seien, für kürzere Wartezeiten höhere Gebühren zu zahlen, sagte Ralph Leszczynski aus der Forschungsabteilung des italienischen Schiffsmaklers Banchero Costa. Für die Reeder stünden niedrige Kosten an erster Stelle und nicht der Zeitfaktor.

Derzeit befahren täglich 49 Schiffe den Kanal. Durch den "Neuen Suezkanal" reduziert sich die durchschnittliche Wartezeit der Schiffe von 18 auf elf Stunden. Für Ägypten sind die Kanalgebühren eine wichtige Einnahmequelle. Die Regierung hofft zugleich, dass sich die Gegend um den Kanal zu einem Industriezentrum entwickelt.

Entsprechend groß fiel die Eröffnungszeremonie in der Hafenstadt Ismailia aus, zu der auch Frankreichs Präsident Francois Hollande anreiste. Spruchbänder mit Aufschriften wie "Ägyptens Geschenk an die Welt" und "Das ägyptische Wunder" waren zu sehen. Dutzende Busse brachten geladene Gäste zu der Veranstaltung.

Für die Eröffnungszeremonie wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen; zahlreiche Einsatzkräfte waren vor Ort. Überschattet wurden die Feierlichkeiten von der Drohung der Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS), einen Kroaten zu töten, der in der Nähe von Kairo entführt worden war. (APA, 6.8.2015)