Wien – Die angespannte Lage am heimischen Arbeitsmarkt hat sich im Juli zumindest nicht weiter verschlechtert. An der Job-Front gibt es sogar vorsichtig positive Zeichen: Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist gegenüber dem Vorjahr um 16,4 Prozent gestiegen.

Im starken Plus sei die "leichte Konjunkturerholung erstmals sichtbar", so AMS-Vorstand Johannes Kopf. Zwischen April und Juni hat die heimische Wirtschaftsleistung etwas an Schwung gewonnen.

Rate stagniert

Auf eine freie Stelle – im Juli gab es 31.000 – kommen aber weiterhin zwölf Arbeitslose. Zählt man Personen in Schulung dazu, waren mit Ende Juli 376.000 Menschen beim AMS als arbeitslos gemeldet: 25.000 mehr als noch im Juli des Vorjahrs.

Im ersten Halbjahr des heurigen Jahres hat sich die Situation wieder deutlich verschlechtert. Der aussagekräftigste Indikator – die um saisonale Schwankungen bereinigte Arbeitslosenrate inklusive Schulungsteilnehmer – ist von 10,3 Prozent auf 10,7 Prozent gestiegen. Im Juli ist die Rate gleich geblieben. Bei den Zahlen handelt es sich um Berechnungen des Wifo, die im Nachhinein noch angepasst werden können.

Zu wenige neue Jobs

Das Wirtschaftsforschungsinstitut rechnet mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit bis 2017, das AMS bis 2018. Ökonomen rechnen aber selbst dann mit keinem raschen Rückgang. Das liegt auch an der hohen Migration, im Vorjahr sind 72.000 Menschen mehr nach Österreich zugewandert als ausgewandert, in den Jahren davor waren es noch deutlich weniger.

Das Angebot an Arbeitskräften steigt also stark, im Juli suchten im Vergleich zum Vorjahr 1,7 Prozent mehr Menschen einen Job. Die Zahl der Jobs wächst in Österreich zwar ebenso, um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber zu langsam, um die Arbeitslosigkeit zu senken.

Akademiker betroffen

Besonders stark ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr bei Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft gestiegen, nämlich um 17 Prozent. Im Vergleich zum Juli 2014 ist die Zahl der arbeitslosen Inländer um 4,1 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der arbeitslosen Akademiker ist im Vergleich zum Vorjahr massiv gestiegen, um 14,5 Prozent. Bei Personen mit maximal einem Pflichtschulabschluss ist die Zahl der Arbeitslosen hingegen nur um 6,3 Prozent gestiegen.

Am stärksten steigt die Zahl der Arbeitslosen (inklusive Schulungsteilnehmer) in Wien, sie ist im Juli um 11,2 Prozent höher als im Vorjahr. In Vorarlberg ist sie hingegen nur um ein Prozent gestiegen. Was die Branchen betrifft ist der Bau derzeit am stärksten betroffen, hier gibt es im Juli 7,2 Prozent mehr Arbeitslose als noch ein Jahr zuvor. Danach kommt das Gesundheits- und Sozialwesen (plus 6,1 Prozent) und die Gastronomie (plus 5,4 Prozent). (sat, 3.8.2015)