Teheran – Nachdem in den Tagen nach der Einigung auf ein Atomabkommen zwischen dem Iran und den internationalen Verhandlern eher wenig zu hören war, gab es beim Freitagsgebet in Teheran kritische Stimmen. Ayatollah Mohammed Mohavedi-Kermani, der das Gebet leitete, sagte, Iran könne den Deal nur akzeptieren, wenn Sanktionen "sofort aufgehoben" würden. Er habe Meldungen gehört, wonach rote Linien des religiösen Führers Ali Khamenei überschritten worden seien.

Einige Teilnehmer der P5+1 seien nicht vertrauenswürdig gewesen und hätten "beleidigende Forderungen" erhoben. Allerdings seien diese durch "die Anstrengungen unseres ehrenwerten Präsidenten" zum Rückzug gezwungen worden. Dass Israel und Saudi-Arabien unglücklich über die Vereinbarungen seien, sei "der beste Beweis für deren Wert".

Wirtschaftsdelegationen stehen bereit

Nach der Euphorie der letzten Tage kehrt indes der Alltag im Iran wieder zurück. Allerdings: Kaum wurden die Einzelheiten der Vereinbarung bekannt, standen schon große Wirtschaftsdelegationen Schlange. Irans Handelskammer erwartet in den kommenden Monaten Abkommen im Umfang von Milliarden Euro. Allein Irans Airlines wollen, so die Zeitung Donyaye Eqtesad, bis zu vierhundert neue Flugzeuge bestellen.

Auch in Gas- und Ölindustrie erwartet man neue Investitionen. Mehrere Seminare, unter anderem in Österreich, sollen die Möglichkeiten im Iran prüfen und diskutieren. In der kommenden Woche wird der deutsche Wirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel als erster EU-Minister den Iran besuchen.

Und es herrscht Erleichterung: Die Isolation Irans war auch eine psychologische Belastung für ein Land, das Isolation nicht gewöhnt ist und Bindungen zum Ausland hat. Die Barriere scheint überwunden. (red, log, 17.7.2015)