Der erste Sturm der positiven und negativen Reaktionen auf den Atomdeal mit dem Iran ist überstanden, sie waren mehr oder weniger im Rahmen des Erwartbaren. Zuletzt wurde von den Agenturen aufgeregt die Schelte des Teheraner Freitagsimams über die unangemessenen Forderungen der globalen Arroganz aufgegriffen – die aber letztlich in einem Lob für den "ehrenwerten Präsidenten" und sein Verhandlungsteam mündete, die die Rechte der Iraner verteidigt hätten. Übersetzt heißt das: einstweilen alles auf Schiene, aber die Hardliner lauern auf ihre Gelegenheit – wie überall anders auch.

Die Verteidiger und Kritiker des Deals reden aneinander vorbei: Die Einschränkung des iranischen Atomprogramms ist keine Beruhigung für jemanden, dem allein schon das Ende der Isolation des Iran und dessen regionale Folgen genügend Angst machen.

Ein noch nicht eingesickerter Aspekt ist, dass die ebenfalls am Dienstag finalisierte "Roadmap" zwischen dem Iran und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) den Ausschlag dafür geben wird, ob der Deal die Umsetzungsphase erreicht. Ohne Bestätigung der IAEA, dass die "offenen Fragen" zu den vergangenen nuklearen Aktivitäten des Iran ausreichend beantwortet worden sind, geht es nicht. Das heißt, der Druck auf die IAEA wird wachsen – und die Kritik an ihren Versäumnissen in der Vergangenheit, auch wenn sie heute über ein völlig anderes politisches und technisches Instrumentarium verfügt als früher. (Gudrun Harrer, 17.7.2015)