Desolate Gebäude sind nur ein Grund für den Leerstand in Salzburg. Oft fehlt der Wille zum Vermieten.

Kraus

Salzburg – Seit Jahren sind am Salzburger Wohnungsamt 4.000 Menschen gemeldet, die dringend eine Wohnung suchen, 1.500 Menschen sind überhaupt wohnungslos. Gleichzeitig stehen in der Stadt 4.800 Wohnungen leer, zeigt eine aktuelle Studie des Salzburger Instituts für Raumplanung (SIR) über den Leerstand auf.

Unter den Begriff Leerstand fallen Wohnungen, die länger als vier Monate nicht genutzt wurden. Um herauszufinden, wie viele im Stadtgebiet davon betroffen sind, hat das SIR die Meldedaten und die Daten der Stromzähler ausgewertet.

Liegt der jährliche Stromverbrauch unter 200 Kilowattstunden, wurde die Wohnung laut Studie geringst oder nicht genutzt. Die 4.800 leerstehenden Wohnungen seien aber nicht gänzlich für den Markt mobilisierbar. Das SIR schätzt, dass rund 500 dieser Wohnungen saniert werden, 300 würden wegen Auslandsaufenthalten nicht genutzt werden und rund 500 wegen Großsanierungen oder Abbruch leergeräumt sein.

600 Wohnungen zur Kurzzeitmiete

Damit bleiben 3.500 ungenutzte Wohnungen übrig, die theoretisch mobilisiert werden könnten. Ein weiteres Problem seien die kurzzeitvermieteten Wohnungen. Laut SIR werden auf Internetplattformen wie Airbnb insgesamt 600 Wohnungen in der Stadt Salzburg angeboten. Diese Wohnungen würden dem normalen Wohnungsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen, heißt es in der Studie. Für die Eigentümer sei das unkomplizierter und lukrativer – es existieren Angebote mit 800 Euro Miete pro Woche für eine Garçonnière.

Hinzu kommen rund 600 Ferienwohnungen – obwohl Zweitwohnsitze in der Stadt de facto nicht erlaubt sind. Doch das Verbot greift nicht, wenn die Wohnung geerbt wurde oder bereits vor 1993 als Zweitwohnung benutzt worden ist.

Anlage- oder Spekulationsobjekte

Die Gründe für den Leerstand sind laut Studie vielfältig: Einige Wohnungen seien in einem sehr schlechten baulichen Zustand, sodass eine Vermietung kurzfristig gar nicht möglich wäre. Andere Wohnungen werden als Anlage- oder Spekulationsobjekte angeschafft. Für einige Eigentümer gebe es rechtliche Unklarheiten oder keinen Vermietungswillen. Bei Letzteren will die Stadtpolitik nun ansetzen.

Am Mittwoch beschloss der Gemeinderat – gegen ÖVP und Neos – ein neues Mietmodell, um Eigentümer zu ermutigen, ihre Wohnungen zu vermieten. "Tatsache ist, dass viele Eigentümer davor zurückscheuen zu vermieten, weil das Mietrecht sehr mieterfreundlich ist", erklärt Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ).

Stadt Salzburg als Makler

Bei dem Modell werde die Stadt künftig selbst als Makler auftreten. Die gemeinnützigen Genossenschaften hätten schon ihre Unterstützung zugesagt, sagt Schaden im Gespräch mit dem STANDARD. Sie sollen künftig Wohnungen um 70 Prozent des ortsüblichen Preises anmieten und um 80 Prozent weitervermieten. Aus der Differenz sollten die Unkosten beglichen werden.

"Man muss den Vermietern sagen, fürchtet euch nicht", sagt Schaden. Das Modell solle den Eigentümern einen Teil der Ängste nehmen. "Schon wenn wir hundert Wohnungen mobilisieren können, ist es ein Erfolg", betont Schaden. "Die Leute sind nicht mehr in der Lage, sich am freien Markt eine Wohnung zu suchen. Das ist ein Mittelstandsproblem." (Stefanie Ruep, 9.7.2015)