Wer wissen will, wie die Zukunft der manuellen Arbeit aussieht, sollte ein Lagerhaus des Onlinehändlers Amazon besuchen: Dort sieht man am deutlichsten, wie Roboter und Menschen kooperieren können, um möglichst hohe Effizienz und Produktivität zu erreichen. Mittlerweile sind die über 15.000 Arbeitsroboter, die Amazon vergangenen Winter erworben hatte, voll in den Alltag der Mitarbeiter integriert.

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Zentrales Nervensystem

Das sieht dann so aus: Regale bewegen sich wie von Zauberhand und fahren permanent das Lagerhaus ab. Gesteuert werden sie von kleinen Geräten, die wie Saugroboter aussehen. Sie werden ständig von einem "zentralen Nervensystem" mit Informationen versorgt, wo welche Ware wann gebraucht wird. Die Aufgabe der menschlichen Arbeiter ist es, sich Objekte aus vorbeifahrenden Regalen zu schnappen.

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Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits war es für Amazons sogenannte "Picker" mühsam, den ganzen Tag durch die Halle zu rennen, auf Leitern zu klettern oder sich zu bücken, um Waren einzusammeln. Andererseits sind sie nun dazu verdammt, mehrere Stunden am Stück in einer festgeschriebenen Position zu verharren, um die vorbeifahrenden Regale abzupassen.

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Millimetergenau

Ist die Bestellung eines Kunden vom menschlichen Arbeiter zusammengestellt, wird sie in einem Korb zu einem Laufband transportiert. Computer berechnen nun, welche Kartongröße und wie viele Zentimeter an Klebeband nötig sind und reichen dies einem weiteren Menschen, der die Pakete einpackt. Anschließend wiegt ein Roboter die menschliche Arbeit ab, um die Bestellungen zu überprüfen.

Amazon: "Ohne Menschen nicht möglich"

Amazon ist von der "schönen neuen Welt" der Roboter natürlich begeistert. "Wir sehen hier eine Symphonie von Software, Maschinellem Lernen, Algorithmen und Menschen", so eine Sprecherin zu Technology Review.

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Aus arbeitsrechtlicher Perspektive ist das umstritten: Mitarbeiter müssen nun andere, ebenso anstrengende Tätigkeiten ausführen, gleichzeitig gehen Arbeitsplätze verloren. Bereits vor einigen Tagen hatten Berichte über verheerende Arbeitsbedingungen bei Amazon die Runde gemacht. Auch in Osteuropa sollen Leiharbeiter gegen geringes Entgelt nahezu ausgebeutet werden. Oder, wie Amazon sagt: "Die Menschen sind eine wichtige Komponente, Technologie würde ohne tolle Mitarbeiter nichts bedeuten." (fsc, 22.8.2015)