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Mit der Keynote im Moscone Center in San Francisco startete Apple seine 26. Entwicklerkonferenz WWDC.

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CEO Tim Cook holte in diesem Jahr besonders viele Apple-Manager auf die Bühne, um die neuen Funktionen zu präsentieren - erstmals auch zwei Frauen.

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Jennifer Bailey präsentierte etwa neue Funktionen für Apple Pay.

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Im Mittelpunkt stand auch das neue OS X El Capitan. Die unter iOS eingeführte Grafikengine Metal soll die Performance am Desktop verbessern.

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Einige Neuheiten hatte man für iOS 9 anzukündigen. Apple Maps zeigt in einigen Städten Informationen zu öffentlichen Verkehrsmitteln an.

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Siri und die Suchfunktionen sollen intelligenter geworden sein.

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Den neuen Dienst "Apple Music" zauberte Tim Cook als "one more thing" hervor.

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Apple Music wird auch unter Windows und Android verfügbar sein.

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Apple hat zum Start seiner 26. Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco ein dichtes Programm an Neuheiten rund um seine Betriebssysteme OS X, iOS und Watch OS vorgestellt. Waren im Vorfeld vor allem Performance-Verbesserungen und kleinere Tweaks erwartet worden, überraschten CEO Tim Cook und die von ihm auf die Keynotebühne geholten Apple-Manager auch mit der einen oder anderen neuen Funktion. Einiges davon hat man bei der Konkurrenz wie Android, Windows oder Spotify angelehnt. Mit dem neuen Dienst "Apple Music" will das Unternehmen nicht weniger als "ein neues Kapitel" im Musikbusiness aufschlagen.

iOS 9

Beim nächsten iPhone- und iPad-Betriebssystem hat Apple zunächst Verbesserungen für Siri angekündigt. Die Sprachassistentin hat eine aktualisierte Benutzeroberfläche und weitere Funktionen erhalten. Apple verspricht höhere Schnelligkeit und Genauigkeit. Zudem können Nutzer damit nun Fotos und Videos finden und sich eine Erinnerung setzen, um einen Online-Artikel fertig zu lesen.

Basierend auf Informationen wie dem eigenen Standort oder welche Apps man zuletzt geöffnet hat, soll Siri nun "erahnen", welche Aktionen man machen möchte. Die "Siri Suggestions" erinnern dabei wie im Vorfeld bereits von Insidern angekündigt an Google Now. Fügt man etwa einen Termin im Kalender hinzu, schlägt das System vor, wann man am besten losgehen sollte. Dafür soll auch die Verkehrslage berücksichtigt werden.

Intelligentere Suche

Generell soll iOS 9 intelligenter agieren. Die Suchfunktion findet nun neue Inhalte wie Netflix-Filme, Beginnzeiten von Sportveranstaltungen oder Informationen direkt in Apps. Am Morgen schlägt das iPhone auf Wunsch Apps basierend auf dem eigenen Nutzungsverhalten vor. Fügt man in einer E-Mail weitere Kontakte hinzu, werden weitere Personen vorgeschlagen, die früher in Konversationen mit diesen Kontakten ebenfalls inkludiert waren. Apple zeigt sich bemüht, Datenschutzbedenken von Anfang an aus dem Weg zu räumen. All diese Daten werden laut dem Unternehmen nicht mit Drittanbietern gespeichert und sind nicht mit der eigenen Apple ID verknüpft.

Notizen und Maps

Die Notizapp wurde komplett neu gestaltet. So lässt sich nun beispielsweise eine Checkliste für To-Do-Aufgaben schneller erstellen. Eine neue Toolbar bietet Formatierungsoptionen. Inhalte aus anderen Apps wie Safari und Maps lassen sich direkt in die Notizen einfügen.

Der Routenplaner des Kartendienstes Maps inkludiert unter iOS 9 erstmals öffentliche Verkehrsmittel samt Echtzeitinformationen zu den Abfahrtzeiten - ein Feature, das Google Maps schön länger bietet. Diese Funktion steht allerdings zunächst nur in einigen Städten in den USA, Europa und China zur Verfügung. Österreich scheint noch nicht dabei sein. Neu ist auch eine Suchfunktion, die Restaurants, Bars oder Shops in der Nähe anzeigt.

Apple Pay

Erstmals von einer Frau auf der Keynotebühne präsentiert - Internet-Services-Vize Jennifer Bailey - kündigte Apple die Erweiterung von Apple Pay an. Ab Juli wird der Zahlungsdienst in Großbritannien starten und dort unter anderem auch für die Bezahlung von Fahrkarten der öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen. In Zusammenarbeit mit Pinterest wurde ein Kaufbutton entwickelt, der den direkten Kauf über das Netzwerk ermöglicht. Die Passbook-App wird unter iOS 9 in Wallet umbenannt, wo verschiedene Kredit- und Bankkarten gespeichert werden können. Auch hier heißt es für Österreich aber weiterhin abwarten.

Neue News App

Mit Susan Prescott, Vice President of Product Marketing, holte Apple eine weitere Frau vor den Vorhang - Tim Cook hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass die diesjährige Keynote nicht mehr ausschließlich von Männern gehalten wird. Ein Vorwurf, dem sich nicht nur der Hersteller aus Cupertino immer wieder stellen musste. Prescott präsentierte die neue News-App. In einer kuratierten Auswahl sollen Nutzern hier Artikel basierend auf den eigenen Interessen vorgeschlagen werden. Die Artikel in News umfassen auch interaktive Formate, Foto-Galerien, Animationen und Videos. Apple verspricht Inhalte zu über ein Million verschiedenen Themen. Das Unternehmen arbeitet dafür mit großen Medienhäusern wie der New York Times oder Conde Nast zusammen. News startet zunächst in den USA, Großbritannien und Australien. Auch hier betonte man die Privatsphäre - Informationen, was Nutzer lesen, soll nicht mit Drittanbieter geteilt werden.

Multitasking am iPad

Für das iPad hat Apple neben einer überarbeiteten QuickType-Tastatur mit Shortcut-Leiste lange erwartete, erweiterte Multitasking-Features angekündigt. Ähnlich wie unter Windows 8 für Tablets können unter iOS 9 zwei Apps nebeneinander angezeigt und aktiv genutzt werden. Die Split View lässt sich durch eine Wischgeste vom Rand aus aufrufen. Die Apps können jeweils die Hälfte des Screens einnehmen oder auch als schmales Fenster angezeigt werden. Ein Video kann verkleinert werden, sodass man weiterschauen kann, während man eine andere App nutzt. Diese Funktionen stehen auch für Drittentwickler über neue APIs zur Verfügung. Die Multitkasing-Leiste, die alle geöffneten Anwendungen zeigt, wurde am iPad und iPhone überarbeitet.

Längere Akkulaufzeit

Neben den neuen Funktionen, soll iOS 9 auch mehr Akkulaufzeit bringen. Apple verspricht bei durchschnittlicher Nutzung eine Stunde mehr auf dem iPhone 6. Die im vergangenen Jahr angekündigte Grafikengine Metal soll zudem die Performance der vorinstallierten Apps verbessern. Apple hat auch den für die Installation des Betriebssystem benötigen Speicher reduziert - ein großer Kritikpunkt unter iOS 8, mussten doch viele Nutzer dafür zahlreiche Apps, Fotos oder andere Inhalte von ihren Geräten löschen, um das System installieren zu können. Wie groß das Update auf iOS 9 letztendlich sein wird hat Apple aber noch nicht bekannt geben.

Zahlreiche weitere Ankündigungen gab es für Entwickler aus Apples Ökosystem. Die Health-App kann nun weitere Daten sammeln wie die Zeit, die man sitzend verbringt, oder die Intensität der UV-Strahlung, der man ausgesetzt ist. Die Heimautomatisierungs-App HomeKit unterstützt weitere Accessoires wie Sicherheitssysteme. Das Autosystem CarPlay ermöglicht nun eine kabellose Verbindung. Eine große Ankündigung gab es auch für die neue Programmsprache Swift - Apple will sie im Lauf des Jahres für iOS, OS X und Linux als Open Source veröffentlichen. Version 2 bringt zudem neue Features.

iOS 9 steht ab sofort für Entwickler zur Verfügung. Im Juli folgt eine Public Beta-Version, das finale Update wird im Herbst erwartet.

WatchOS 2

Mit einer neuen Version von WatchOS führt Apple nun native Apps für die Smartwatch ein. WatchOS 2 bringt auch zahlreiche neue Funktionen und Ziffernblätter für Nutzer. Als Hintergrund kann ein Foto aus der eigenen Fotosammlung ausgewählt werden. Auf dem Ziffernblatt können auch Informationen von Drittanbieter-Apps angezeigt werden, etwa Informationen zu einem geplanten Flug. Eine neue Funktion namens Timetravel liefert beim Drehen der Krone Informationen wie Termine oder das Wetter für die kommenden oder vergangenen 72 Stunden. Legt man die Uhr auf die Seite und lädt sie gleichzeitig auf, bietet sie eine Nachtanzeige.

Mit Siri kann man die Watch zur Steuerung von Geräten nutzen, die Homekit unterstützen. Als Beispiel nannte Vice President Kevin Lynch die Möglichkeit das Licht mit einem Sprachbefehl an Siri zu dimmen. Mithilfe von Siri können Watch-Nutzer auch direkt auf Nachrichten antworten. Fitnessaktivitäten können über Facebook Twitter und Messages mitgeteilt werden. Das Update wird im Herbst veröffentlicht. Ob die Smartwatch dann auch in Österreich verfügbar sein wird, ist noch unklar. Hierzulande gibt es noch immer keine Informationen zum Marktstart.

El Capitan folgt Yosemite

Einen Ausblick auf neue Funktionen für den Desktop lieferte Software-Chef Craig Federighi. Seinen Angaben zufolge läuft das aktuelle OS X Yosemite mittlerweile auf über 55 Prozent aller Macs. Für das kommende OS-X-Update hat Apple nicht nur neue Features, sondern auch einen neuen Namen angekündigt: El Capitan. Der Name leitet sich von einem Monolithen im kalifornischen Yosemite-Nationalpark ab

Neu ist unter anderem eine Funktion, die den Mauszeiger vergrößert, wenn man die Maus schnell bewegt, um sie leichter zu finden. Im Browser Safari können Seiten nun angepinnt werden. In der Suchfunktion Spotlight sollen Nutzer nun in natürlicher Sprache suchen können, etwa "Dokumente, an denen ich im Juni gearbeitet habe." Diese Sucheingaben funktionieren auch im Mail-Client. Daneben findet das neue Spotlight Wetter und Sportergebnisse.

Weiters wurde in Mail der Fullscreen-Modus überarbeitet. Der Überblicks-Screen Mission Controll hat ein neues Interface erhalten und mit der neuen Split View werden zwei Apps automatisch nebeneinander angeordnet.

Performance-Verbesserungen

Apple verspricht für El Capitan auch Performance-Verbesserungen. Das Öffnen von Apps, der Wechsel zwischen Anwendungen, die erste Anzeige einer E-Mail und das Öffnen von PDFs sollen aufgrund der von iOS übernommenen und neu unter OS X eingeführten Grafikengine Metal deutlich schneller sein. Wie beim mobilen System soll die Grafikengine auch detailreichere Spiele ermöglichen. Metal und El Capitan steht für OS X-Entwickler ab sofort zur Verfügung, im Lauf des Sommers folgt eine Public Beta. Für alle Nutzer soll das Update kostenlos im Herbst veröffentlicht werden.

"One more thing" - Apple Music

Lange hat man die vom verstorbenen CEO Steve Jobs geprägten Worte - "we have one more thing" - nicht mehr gehört. Für den schon vor Monaten durchgesickerten Musik-Streaming-Dienst holte Tim Cook den Spruch wieder aus der Mottenkisten. Der neue Dienst heißt schlicht "Apple Music", der unbegrenztes Musikstreaming im Abo ermöglicht und somit Anbieter wie Spotify und Pandora angreift. Ein Teil davon ist ein Radiosender namens Beats 1, der rund um die Uhr täglich live aus New York, Los Angeles und London senden wird. Neben Musik sollen hier auch Interviews, News, Kulturnachrichten und Gastmoderatoren Platz finden werden. Apple holte dafür unter anderem den britischen Moderator Zane Lowe an Bord.

Ein weiterer Teil sind kuratierte Playlists. Laut Musikproduzent und Beats-Mitgründer Jimmy Iovine sollen Vorschläge von Personen und nicht von "Algorithmen" ausgesucht werden. Für verschiedene Aktivitäten, Genres und eigenen Vorlieben wird es passende Playlists geben - eine Funktion, die unter anderem von Spotify bekannt ist. Auch Musikvideos stehen zur Verfügung - ohne Werbung, wie das Unternehmen betont.

Passend zu den neuen Diensten hat Apple die Benutzeroberfläche der Musik-App überarbeitet. Um bestimmte Titel auszuwählen, kann man auch Siri bemühen - so soll es etwa reichen "die größten Hits 1984" anzusagen.

Präsentationsplattform für Musiker

Eine weitere Funktion ist "Connect", die Künstler die Möglichkeit geben soll mit Fans in Kontakt zu treten. Hier können Musiker - auch Künstler ohne Vertrag bei einem Plattenlabel - neue Tracks, Fotos, Liedtexte und ähnliches posten. Ein wenig erinnert Connect an Ping, das Apple 2010 als eine Mischung als Twitter, Facebook und iTunes gestartet hatte. Mangels Resonanz wurde es aber 2012 wieder eingestellt.

Apple Music startet am 30. Juni in über 100 Ländern - ob auch in Österreich war vorerst nicht klar. Voraussetzung ist das Update auf iOS 8.4. Für iTunes unter Windows startet der Dienst im Herbst. Und in einem Nebensatz erwähnte Vice President Eddy Cue noch eine kleine Überraschung: Apple Music wird auch für Android zur Verfügung stehen. Beim Preis hat man sich an der Konkurrenz orientiert, im Monat kostet Apple Music 9,99 US-Dollar. Die ersten drei Monate sind gratis. Für Familien bis zu sechs Personen gibt es ein Spezialabo um 14,99 Dollar. Beats 1 kann auch ohne Abo gehört werden.

Neue Hardware hatte das Unternehmen nicht parat. Dafür wartet man wohl den Herbst-Termin ab, bei dem auch iOS 9 und OS X El Capitan veröffentlicht werden dürften. (Birgit Riegler, 8.6.2015)