Digitalradio: ein grober Europa-Überblick mit Daten des Digitalradio-Weltverbands - zu finden unter worlddab.org

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Wien - Ab 28. Mai sind in Wien digitale Radiosignale zu empfangen. 14 Sender, ohne ORF, Kronehit und andere UKW-Player. Wozu DAB+, fragt sich. Und warum sind die Großen nicht dabei? Ein paar Erklärungsansätze.

Was hört man?

Was bekommt man in Wien ab Donnerstag zu hören - wenn man ein DAB+-taugliches Empfangsgerät hat? Ein Verkehrsradio des Arbö etwa, ein "Relax"-Format des für Adressauskünfte bekannten Herold, ein Rock- und ein Schlagerformat von Arabella, Jugendsender von Welle 1 zum garantiert jugendfreien, christlichen Now und ein paar andere katholische und evangelische Kanäle.

Warum ohne ORF, Kronehit?

14 Programme sind bisher im Testbetrieb. Nicht aber Marktbeherrscher ORF und der einzige bundesweite Privatsender Kronehit. Warum sind die Großen nicht dabei? Digitalradio bringt vielfach (und günstigeren) Platz für auch bundesweite Programme. Das kann Große Marktanteile kosten.

Ö3 mal zwei

Der ORF wollte nur mit einem neuen Programm dabei sein - FM21, ein junger Ö3-Ableger. Doch neue Programme ohne Gesetzesauftrag darf er (mit Gebühren) laut Gesetz nur höchstens sechs Monate ausprobieren. Zu kurz für die bayerische Strategie: Gebührenfunk BR etablierte digital ein Jugendradio und will es auf UKW verlagern - statt BR Klassik.

Austrian Web Radio

In Österreich würde ein solcher Ö3-Jugendsender vor allem Kronehit angreifen; auch diese Perspektive hielt die Freude des Mediaprintsenders an Digitalradio in Grenzen. Nun fehlen ORF wie Kronehit im Pilotversuch, Styria und Life Radio Oberösterreich stiegen auch wieder aus - sie präsentierten soeben ihr Rockradio statt auf DAB+ im Web und auf dem geplanten Radioplayer mit Kronehit.

In Österreich lief ein DAB-Test 2008 ohne Trennungsschmerz aus. Um Österreich funkt es digital: Die Schweiz will 2024 UKW abdrehen, Deutschland diskutiert das, Italien und Tschechien funken digital. Norwegen will als erstes europäisches Land UKW 2017 ganz abdrehen. 2017 will Österreichs Medienbehörde DAB+-Regelbetrieb ausschreiben.

Tchibo digital

Und wie hört man DAB+? Autohersteller liefern DAB+-Empfang teils serienmäßig mit. Empfangsgeräte (wie TV mit eingebauten Decodern) gibt es da und dort und wohl wegen des europäischen Umfelds zunehmend als Kombinationen von UKW und DAB - wie zuletzt bei Tchibo. Und wer mit Baustamm, Gitarre oder Trolley empfangen will: Der Schweizer Digitalradio-Verband lieferte einen Bausatz für Freunde kreativer Lösungen. (fid, 22.5.2015)