Wien - Der ORF hat am Dienstag seinen Public-Value-Bericht 2014/15 präsentiert. ORF-Führungskräfte, -Mitarbeiter, Mitbewerber und Wissenschafter befassen sich, angereichert mit Zahlenmaterial zum Thema, mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF und wie er damit umgeht. ORF-Chef Alexander Wrabetz leitet den Bericht so ein*:

Alle reden von der Zukunft, …

… tatsächlich hat sie längst begonnen: Die oft beschworene Konvergenz der Medien ist bereits heute ein herausforderndes Realszenario. Neue Technologien drängen auf den Markt und verändern die Mediennutzung. Digitale Kommunikation ist zu einem weltweiten Geschäftsmodell geworden. Strukturbrüche, disruptive Entwicklungen und schwerwiegende Finanzierungskrisen erschüttern die gesamte Medienbranche. Nur wer sich für Innovation und Veränderung öffnet, hat Chancen, in Zukunft relevant und erfolgreich zu sein. Das gilt auch für den ORF.

Im Gegensatz zu zahlreichen Medienunternehmen, die substanzielle Existenzkrisen erleiden, hat der ORF ausgezeichnete Chancen, gestärkt aus dieser Zeit des Wandels hervorzugehen: Auf der Grundlage einer soliden finanziellen Basis, mit einer der erfolgreichsten Reichweiten im europäischen Vergleich und einem trimedialen Angebotsspektrum ist der ORF für zukünftige Aufgaben gerüstet.

Die besten Voraussetzungen und eine geeignete »Hardware« nützen jedoch wenig, wenn die erforderliche »Software« in Form intelligenter, zukunftsfähiger Lösungen nicht vorhanden ist. Daher zählt es zu den wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre, ein innovationsbereites »Mindset«, einen offenen und vor allem kreativen Zugang zu Themen, Inhalten und Veränderungen zu finden.

Auch das wird gelingen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ORF beweisen Tag für Tag, dass sich qualitätsorientierte Medienproduktion in der Flut neuer Medienangebote erfolgreich behaupten kann. Zahlreiche Auszeichnungen und Programmerfolge sind der Ausdruck dafür, dass der ORF auch in den Stürmen der Medienkrise ein verlässliches Leitmedium für Österreich ist. Diese durchaus beruhigende Bilanz weist allerdings nicht den Weg in eine Komfortzone. Im Gegenteil: Wenn die digitale Zukunft des ORF gelingen soll, ist ein freier, undogmatischer und zugleich realistischer Blick nach vorne notwendig.

Dafür sind die Bereitschaft zu kritischer Selbstreflexion in den eigenen Programmen und ein offener Diskurs mit seinem Publikum und der Gesellschaft unverzichtbar.

Tatsache ist: Jede Zukunft beginnt mit der Vorstellung davon. Mit Entwürfen, Visionen und Perspektiven. Mit der Idee kreativer Veränderung. Nichts sollte unmöglich sein, wenn es um einen modernen gemeinwohlorientierten »Rundfunk der Gesellschaft« geht, der sein historisches Erbe im digitalen Zeitalter entfaltet. Die Qualität der Medien entscheidet auch über die Qualität der Demokratie. »Wohin« sich Medien entwickeln, wem sie nützen und welchen Wert sie für die Gesellschaft erzeugen, gehört zu den wichtigsten gesellschaftlichen Zukunftsfragen. (Alexander Wrabetz, 28.4.2015)