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Winterkorn darf sich der "uneingeschränkten Unterstützung" des VW-Präsidiums erfreuen.

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VfL Wolfsburg gegen SSC Neapel, kein Ruhmesblatt für die Wolfsburger. Vermutlich deswegen schaute Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn etwas angewidert.

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Ein bisschen etwas zu feiern hatte VW-Patriarch Ferdinand Piëch am Freitag doch. Es war schließlich sein 78. Geburtstag. Doch das ganz gute Tröpfchen im Hause Piëch dürfte im Keller geblieben sein: Denn der Aufsichtsratsvorsitzende von Europas größtem Autobauer hat den von ihm selbst angezettelten Machtkampf gegen VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn verloren.

Das sechsköpfige Präsidium des Aufsichtsrats sicherte am Freitag - nach seiner Krisensitzung in Salzburg - dem 67-jährigen Winterkorn "uneingeschränkte Unterstützung" zu. Er solle seine Funktion weiterhin "so aktiv und erfolgreich verfolgen" wie bisher. Pläne Piëchs, Winterkorn schon vor Ablaufen seines Vertrages im Jahr 2016 zu demontieren, sind damit (vorerst) obsolet. Das Gremium teilte sogar mit, dass Winterkorns Vertrag über 2016 hinaus verlängert werden solle.

"Ich bin auf Distanz zu Winterkorn" - mit diesen sechs Worten im Spiegel hatte Piëch vor einer Woche das Ränkespiel begonnen. Zuvor waren viele eigentlich davon ausgegangen, dass Winterkorn Piëch 2017 als Aufsichtsratschef beerben solle.

Machtspiel

Es folgten unzählige Gespräche und Telefonate. Höhepunkt der Krisendiplomatie: Das sechsköpfige Gremium des 20-köpfigen Aufsichtsrates traf sich in Salzburg, dem Stammsitz von Piëch. Es konferierten Piëch selbst, dessen Cousin Wolfgang Porsche, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh, dessen Vize Stephan Wolf und Berthold Huber von der Metallergewerkschaft IG Metall.

In der VW-Mitteilung wird Winterkorn als "der bestmögliche Vorsitzende des Vorstands für Volkswagen" gewürdigt. Ein Wort allerdings fehlte: jenes der "Einstimmigkeit". Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert ein Mitglied des Gremiums mit den Worten: "Das ist offenkundig eine klare Niederlage für Herrn Piëch." Keiner der fünf anderen Mitglieder wollte sich mit ihm gegen Winterkorn stellen.

Diskussion beendet

Der niedersächsische Ministerpräsident Weil, dessen Land nach den Familien Piëch und Porsche zweitgrößter Aktionär bei VW ist, erklärte die Debatte dann auch am Freitag für erledigt: "Die Diskussionen der vergangenen Woche waren nicht gut für Volkswagen. Ich glaube, mit dem Beschluss ist diese Diskussion nun beendet."

Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen sieht hingegen nur einen "Etappensieg" für Winterkorn. Die VW-Mitteilung sei ein "Signal, um zunächst einmal wieder Ruhe in den Konzern zu bringen". Wie es nun mittelfristig weitergehe, müsse sich allerdings erst noch zeigen. "Noch ist ja kein Vertrag unterzeichnet, das ist nur eine Willensbekundung. Piëch wird sich das bis dahin weiter genau angucken."

"Erfolgreicher" war Piëch bei Winterkorns Vorgänger Bernd Pischetsrieder und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gewesen. Diese hatten, nachdem der Patriarch den Daumen gesenkt hatte, gehen müssen. Winterkorn war bei Piëch wegen des schwachen USA-Geschäfts, der fehlenden Strategie für ein Billigauto und der Modellstrategie für Brasilien in Ungnade gefallen. Auch soll er zu sehr auf Piëchs Nachfolge gespitzt haben. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 18.4.2015)