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Winterkorn (links) muss sich von seinem Ziehvater einiges anhören lassen.

Foto: Reuters/Bimmer

Wolfsburg/Wien – VW-Chefs haben es unter Ferdinand Piëch nicht leicht. Der Österreicher lenkt als Präsident des Aufsichtsrats von Salzburg aus die Geschicke des größten europäischen Autobauers mit Sitz in Wolfsburg. Das wäre aber noch nicht das Kernproblem. Schwerer wiegt Piëchs Hang, den Daumen über seine Manager per öffentlichen Zuruf zu senken.

Seinem Nachfolger am VW-Lenkrad, Bernd Pischetsrieder, etwa richtete der Ingenieur 2006 über das Wall Street Journal aus, dass seine Zeit abgelaufen sei. Ähnlich war Piëch mit Ex-Audi-Chef Josef Paefgen verfahren. Und Ex-Porsche-Boss Wendelin Wiedeking wurde vom "Göttervater" ebenfalls fallen gelassen.

Nun muss VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn – ein langjähriger Vertrauter des Enkels von Käfer-Erfinder Ferdinand Porsche und ebenfalls Ingenieur – aus dem Spiegel erfahren, dass seine Uhr abgelaufen ist. Aus Winterkorns für 2016 erwartetem Wechsel vom Chefsessel an die VW-Aufsichtsratsspitze dürfte nichts werden. "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn", sagte Piëch dem Magazin.

Familie geht auf Distanz

Das werten Beobachter als Zeichen, dass der VW-Chef wohl vor Auslaufen seines Vertrags den Hut nehmen dürfte. Ansonsten wäre seine Autorität als "lame duck" ramponiert. Am Sonntag wurden allerdings gegenteilige Signale ausgesandt. "Winterkorn wird nicht aufgeben", zitierte die Agentur Reuters Unternehmenskreise.

VW wollte sich dazu offiziell nicht äußern. Winterkorn dürfte in der Debatte auf seine Erfolgsbilanz verweisen. Betriebsratschef Bernd Osterloh stellte sich bereits hinter Winterkorn. Mit ihm habe der Konzern "den erfolgreichsten Automobilmanager an Bord", erklärte Osterloh. Wenn es nach dem Willen der Arbeitnehmer gehe, solle Winterkorns Vertrag sogar über 2016 hinaus verlängert werden.

Auch ein wichtiger Vertreter des Hauptaktionärs, der Familie Piech-Porsche, ging am Sonntag auf Distanz zu Piech. "Die Aussage von Herrn Doktor Piech stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist", zitierte ein Sprecher Wolfgang Porsche. Er ist ein Cousin Piechs und zugleich Aufsichtsratschef der Porsche SE, die mit 51 Prozent die Mehrheit an Europas größtem Autohersteller hält.

Niedersachsen kontert

Auch das Land Niedersachsen, mit einer Beteiligung von gut 20 Prozent hinter dem Porsche-Clan (knapp 51 Prozent) zweitgrößter VW-Aktionär, stärkte Winterkorn den Rücken. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sei "unangenehm überrascht" über Piëchs Aussagen, sagte eine Sprecherin zu Reuters. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) kritisierte in der Bild am Sonntag, dass VW durch "öffentliche Einlassungen in eine schwierige Situation" gebracht werde. (as, 12.4.2015)