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Traditionsverbunden, aber nicht rückwärtsgewandt: Rapp.

Foto: dpa/röckle

Der ersten Frau, die seit Bestehen der Wiener Musikuni (immerhin seit 1817) zur Rektorin bestellt wurde, sind weder Musiktheorie noch -praxis fremd. Regula Rapp – 1961 in Konstanz geboren – war Chefdramaturgin an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, wo Maestro Daniel Barenboim regiert.

Sie war Gastdramaturgin bei den Salzburger Festspielen, wo sie Dirigent Nikolaus Harnoncourt und Regisseur Martin Kušej in Sachen Mozart beriet. Und auch das Opernhaus Zürich nutzte die dramaturgische Kompetenz der deutschen Musikwissenschaftlerin, die einst über die Klaviermusik des 18. Jahrhunderts promovierte. Regula Rapp, die in Wien ab Oktober Werner Hasitschka ablöst und deren Bestellung zum Konflikt zwischen Uni-Senat (er wollte Vizerektorin Ulrike Sych berufen, die nun zurücktrat) und Uni-Rat führte, ist allerdings auch in Sachen Unimanagement versiert. Sie war Rektorin der Schola Cantorum Basiliensis (2005 – 2012); seit 2012 leitet sie in identer Funktion die Geschicke der Musikhochschule Stuttgart.

Ihre Vorstellung von zeitgemäßer Unilehre? In Stuttgart meinte sie: "Unser Angebot muss so gestaltet sein, dass Studierende durch unsere Ausbildung in die Lage versetzt werden, gegen Ende eine Wahl zu treffen – nach dem Motto: Ich werde der einzige lebende Nachfolger von David Garrett oder ein zweiter Christoph Eschenbach."

Auf Arbeitsmarkt vorbereiten

Studierende mögen also entscheiden, ob sie einem Popklassikgeiger nacheifern oder einem international etablierten Klassikkünstler. Das klingt zwar etwas unzeitgemäß, da gleichzeitige Erfolge in beiderlei Genres heute möglich sind. Rückwärtsgewandtheit will man Rapp aber nicht vorwerfen. Sie ist ja der Meinung, dass Studierende "so gut wie möglich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden" müssen. Sie dürfte also um die Berufssituation der Jungen wissen, die stilistische Flexibilität ebenso erforderlich macht wie die Kunst des Selbstmanagements. Alles andere wäre ja verwunderlich.

Rapps Berufung dürfte in Teilen auch einer argumentativ gut abgesicherten Selbstdarstellung zu verdanken sein.Wie auch immer. Zur Freude über die neue Aufgabe kommt die Vorfreude auf Wien hinzu. Berlin empfand Rapp jedenfalls als große Bereicherung – "kulturell, politisch und gesellschaftlich." Schließlich "liebe ich Großstädte mit ihren vielfältigen Anregungen über alles." Und Wien – die kleine Großstadt – kann in dieser Hinsicht mithalten. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 9.4.2015)