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Da können sich die Freiwilligen in Hillary Clintons Kampagnenbüro noch so anstrengen: Ihre bisherige Werbung verspricht zwar Kompetenz, aber wenig Herzlichkeit. Das soll sich nun ändern.

Foto: AP / Andrew Harnik

Kristina Schake ist Expertin für Inszenierungen. Ihr Job ist es, Politiker von Rang in ein günstiges Licht zu rücken - am besten so, dass man den Eindruck bekommt, sie seien auch nur Joe oder Jane von nebenan. Ein männlicher Kandidat hat den Popularitätstest erfolgreich bestanden, wenn der Wähler entscheidet, dass er lieber mit ihm ein Bier trinken würde als mit seinem Rivalen.

Von weiblichen Kandidaten wird erwartet, dass sie auftreten wie beste Freundinnen - jedenfalls lockerer, als es im harten Washingtoner Politbetrieb der Fall sein kann. Schake ist die Frau, die Hillary Rodham Clinton bei ihren Lockerungsübungen anleiten soll.

Vor sieben Jahren, als Clinton dem Senkrechtstarter Barack Obama in einem beinharten Vorwahlduell unterlag, wirkte sie bisweilen gereizt, geradezu verärgert über den Außenseiter, der es wagte, ihr die Tour zu vermasseln. Wohlwollende Kommentatoren sprachen von der eisernen Lady, weil sie die Flinte auch dann nicht ins Korn warf, als sie praktisch schon verloren hatte.

Coup bei Tabak-Referendum

Weniger wohlwollende bedienten sich der alten Strickmuster, indem sie das Klischee der verbissenen Frau mit kräftigen Strichen nachzeichneten; einer Juristin mit Yale-Diplom und überbordendem Ehrgeiz.

Das soll sich ändern, wenn Clinton erneut ihren Hut in den Ring wirft. Damit, so pfeifen es die Spatzen von den Dächern, ist noch im April zu rechnen. Dazu hat sie Schake in ihr Kommunikationsteam geholt.

Die 45-Jährige stammt aus Sonoma, einer Weinstadt in Kalifornien. Ihren ersten Coup landete sie 1998, angeheuert vom Filmregisseur Rob Reiner. Bei einer Volksabstimmung in Kalifornien ging es um die Frage, ob die Tabaksteuer erhöht werden sollte, um bessere Kindergärten zu finanzieren. Schake brach es herunter auf eine simple Frage: Wollt ihr "Big Tobacco" unterstützen oder kleine Kinder? Später beriet sie Maria Shriver, die ins Rampenlicht rückte, als ihr Mann Arnold Schwarzenegger zum Gouverneur Kaliforniens gewählt wurde.

Demonstrative Volksnähe

2010 wechselte sie zu Michelle Obama ins Weiße Haus, und bevor sie die Stelle annahm, belegte sie einen Kunstkurs: Caravaggio. Ihr war aufgefallen, dass der italienische Meister Christus oft barfüßig malte, als einfachen Mann. Das war, so erzählt man in Washington, die Erkenntnis, die Schake bewog, ihrer Klientin Auftritte demonstrativer Volksnähe ans Herz zu legen.

Also fuhr die First Lady zum Shoppen ins Target - einer Kaufhauskette, bei der sich Normalverdiener eindecken. Dann holte sie sich Schüler in ihren Gemüsegarten, um gemeinsam mit ihnen, vor den Augen der Weltpresse, Brokkoli zu ernten. Dann wieder ließ sie sich überreden, in der Late-Night-Show von Jimmy Fallon zu tanzen - eine Werbeeinlage für "Let's Move", die Fitnesskampagne, deren Schirmherrin sie ist.

Für europäische Verhältnisse mag das alles seicht wirken, in Amerika ist es Pflichtprogramm. Und im Nachhinein glauben Clinton-Berater zu wissen, was im Wahljahr 2008 ihr größter Fehler war: Dass man Hillary zwar als erfahrene, in Schlachten gestählte Kämpferin porträtierte, aber weitgehend darauf verzichtete, ihre weiche, humorvolle Seite herauszukehren. Schakes Verpflichtung lässt auf Lerneffekte schließen. (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 8.4.2015)