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Zunächst hatte Nationalratspräsidentin Doris Bures einen anderen Vorschlag vorgelegt: Am Ende kam Walter Pilgermair zum Zug

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Den Tiroler hört man ihm nur an, wenn er über den Sport spricht: Bergsteigen, Skilaufen, Joggen am Inn - das mache er regelmäßig und leidenschaftlich, erklärt Walter Pilgermair. Den Dialekt wird er demnächst wohl häufiger ablegen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass er nun, ein Jahr nach seiner Pensionierung als Präsident des Oberlandesgerichts Innsbruck, in Wien die rechte Hand von Nationalratspräsidentin Doris Bures werden soll - als Verfahrensrichter im U-Ausschusses zur Causa Hypo Alpe Adria.

Die Position wird mit ihm erstmals besetzt sein, wurde der Ausschuss doch erst kürzlich reformiert. Pilgermairs Aufgaben: Bures beraten, Erstbefragungen führen, Berichte schreiben - keine unbedeutenden Tätigkeiten.

Testamentsfälschungsaffäre

Mit Skandalen hat er jedenfalls Erfahrung. Unter seine Amtszeit als Chef der Richter fiel die Testamentsfälschungsaffäre am Bezirksgericht Dornbirn. Es habe ihm "sehr zugesetzt", dass die "gravierenden Fehler in katastrophalem Ausmaß" nicht früher festgestellt werden konnten, sagte Pilgermair damals im Jahr 2010 - ein Satz, der wohl auch auf seine aktuelle Baustelle zutrifft. Die Aufarbeitung der Causa Hypo sei ihm ein Anliegen, sagt er heute und betont: Zur Skandalbank habe er weder eine "sachliche" noch eine "persönliche Beziehung". Distanz, die sei ihm immer wichtig.

Ehemalige berufliche Weggefährten sprechen ungerne über ihn - selbst heute, nach seiner Pensionierung. Zumindest den Grund für die kollektive Verschwiegenheit nennt mancher hinter vorgehaltener Hand: Pilgermair habe schon immer polarisiert - und selten jemanden in sich reinschauen lassen.

Fan des klassischen Jazz

Selbst bezeichnet sich Pilgermair als "Fan des klassischen Jazz" und "Leseratte". Seine Lebensgefährtin ist die leitende Oberstaatsanwältin Innsbrucks, Brigitte Loderbauer - die Beziehung bescherte Ex-Justizministerin Maria Berger Kritik, weil sie die Freundin des Oberlandesgerichtspräsidenten zur stellvertretenden Chefin der Anklagebehörde machte. Leiterin wurde Loderbauer erst nach Pilgermairs Abgang.

Viel zu jung fühle er sich für den Ruhestand, soll er schon damals gesagt haben. "Fit wie ein Turnschuh" sei er bis heute, bestätigen Kollegen. Der 1948 in Hall geborene Jurist hat Tirol beruflich nur zwei Mal verlassen: Als junger Staatsanwalt war er kurz in Wien, zwei Jahre Chef der Oberstaatsanwaltschaft Linz. Nun will er sich in der Hauptstadt eine kleine Zweitwohnung suchen. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 20.2.2015)