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Demonstranten bringen einen Verletzten in Sicherheit

Foto: REUTERS/Asmaa Waguih

Kairo - Am vierten Jahrestag der Revolution in Ägypten sind bei Zusammenstößen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften mindestens 18 Menschen getötet worden. Mindestens 54 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Sonntagabend in Kairo mit.

Zu den Protesten hatten Anhänger des im Juli 2013 gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi aufgerufen. Sie betrachten die Herrschaft des derzeitigen Staatschefs Abdel Fattah al-Sisi als illegitim. Al-Sisi war Militärchef, als die Armee nach Massenprotesten die Herrschaft der islamistischen Muslimbrüder beendete.

Allein im Kairoer Stadtteil Matariya starben mindestens zehn Menschen, unter ihnen auch ein Polizist. Das im Norden Kairos gelegene Viertel gilt als eine Hochburg der Muslimbrüder. Seit dem Sturz Mursis und einer Reihe von Anschlägen wird sie in Ägypten als Terrororganisation eingestuft.

Tote bereits bei Trauermarsch

Weitere drei Demonstranten und zwei Polizisten seien bei anderen Zusammenstößen in Kairo ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Auch im Norden Ägyptens starben nach Polizeiangaben Menschen.

Bereits am Samstagabend war in Kairo unweit des Tahrir-Platzes eine Demonstrantin bei einem Trauermarsch für die Opfer der Revolution getötet worden. Die 32-jährige sei mit Schrotkugeln erschossen worden, teilten Aktivisten am Sonntag auf einer Pressekonferenz mit. Polizisten hätten die Schüsse abgefeuert, um den Marsch gewaltsam aufzulösen.

Das Innenministerium hingegen machte nicht näher definierte "Bewaffnete" verantwortlich. Die -Kairoer Staatsanwaltschaft versprach, die bei der Auflösung des Trauermarsches beteiligten Beamten zu befragen.

Zur Trauerfeier am Sonntag kamen Hunderte. Sicherkräfte riegelten den Kairoer Tahrir-Platz und Teile der Innenstadt mit Panzern und Straßensperren ab.

Freilassung verschoben

In Ägypten fällt der Jahrestag des Ausbruchs der Revolution, die Anfang 2011 zum Sturz des Langzeitmachthabers Hosni Mubarak führte, stets auf den landesweit gefeierten "Tag der Polizei". Der 25. Jänner ist daher ein Feiertag, Versammlungen zu Ehren der 2011 getöteten Demonstranten werden jedoch aus Sicherheitsgründen verboten.

Bei den Protesten gegen Mubarak waren mehr als 800 Menschen ums Leben gekommen. Der damalige Staatschef musste in der Folge zurücktreten, ein Verfahren gegen ihn wegen Mitschuld am Tod der Demonstranten wurde jedoch eingestellt.

Am Sonntag haben die ägyptischen Behörden aus Angst vor weiteren Ausschreitungen die Freilassung der Söhne Mubaraks verschoben, hieß es aus der Strafvollzugsbehörde des Landes. Damit wurden Medienberichte vom Freitag zurückgewiesen, wonach Alaa und Gamal Mubarak das Gefängnis verlassen hätten.

Die Freilassung sei bereits beschlossen gewesen, sei aber in letzter Minute verschoben worden, um kein Öl ins Feuer zu gießen. Mubarak und seine Söhne waren im Mai vergangenen Jahres wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hatte Mitte Jänner aber das Urteil gegen Alaa und Gamal Mubarak kassiert, die wegen Korruption zu jeweils vier Jahren Haft verurteilt worden waren. Der Prozess soll neu aufgerollt werden, bis dahin sollten die Söhne laut Gerichtsurteil nicht im Gefängnis bleiben müssen.

Das Urteil gegen die Brüder war im Zuge derselben Gerichtsentscheidung aufgehoben worden, bei der auch eine Verurteilung von Ex-Präsident Mubarak zu drei Jahren Haft wegen Korruptionsvorwürfen widerrufen wurde. Dieser war wenige Monate zuvor bereits vom Vorwurf der Beihilfe zum Mord freigesprochen worden. (APA, 26.1.2015)