Kuch ging mit seiner Erkrankung offen um und schrieb darüber öffentlich auf Facebook und Twitter.

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"News"-Cover über Kuchs Kampf gegen den Krebs.

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Wien – Kurt Kuch, News-Aufdecker und über Jahrzehnte Kettenraucher, starb in der Nacht auf Samstag an Lungenkrebs. Er war 42 Jahre alt. Sein Tod löste in den Foren etwa auf derStandard.at, auf Facebook und Twitter eine heftige Debatte über Rauchverbote und -gesetze aus.

Kuch hat seit der Diagnose Anfang April 2014 nicht nur seinen Kampf gegen den Krebs sehr öffentlich über soziale und traditionelle Medien geführt. Er hat sich ebenso öffentlich für die Initiative "Don’t smoke" eingesetzt. "Unendliche Blödheit" habe ihn glauben lassen, er müsse rauchen, sagte er in einer "News"-Coverstory.

Kurt Kuch, geboren 1972 in Oberwart, verheiratet und Vater einer Tochter, engagierte sich früh in seiner Heimat politisch gegen Rechtsextremismus. Burgenländer Norbert Darabos, heute SPÖ-Geschäftsführer, trauerte per Aussendung um "einen Freund".

#fuckcancer

Freundschaft, zumal parteipolitische, war für Kuch augenscheinlich keine journalistische Kategorie: Der "News"-Aufdecker vom Dienst schrieb über Malversationen eines roten Begas-Vorstandsdirektors wie über teure Studienaufträge der Telekom an einen roten Verlag. Und über schwarze, blaue, orange und andere Skandale, auch unter News-Eigentümern.

Erst 2014 veröffentlichte Kuch in News Infos über Briefkastenfirmen eines Raiffeisen-Bosses, die diesen zurücktreten ließen. Raiffeisen ist über den "Kurier" an der News-Gruppe beteiligt.

Zugang zu Offshore-Leaks-Daten

Die Infos stammten aus den Offshore-Leaks-Daten, die Journalisten aus aller Welt im globalen Rechercheverband des International Consortium of Investigative Journalists bearbeiteten. Dass "News" sich da einreihte unter internationalen Größen wie "Guardian", "New York Times", "Washington Post" und "Le Monde", war Kuchs Verdienst. Kuch kam 1996 zu "News", musste sich seine Position unter und nach Wolfgang Fellner und Aufdeckerlegende Alfred Worm zäh erkämpfen, wurde 2005 Chefreporter, Innenpolitikchef, schließlich stellvertretender Chefredakteur.

Wer von anderen Transparenz fordere, könne seine Erkrankung nicht verschweigen, erklärte er dem Falter seinen öffentlichen Umgang mit Krebs, stets begleitet vom digitalen Schlachtruf "#fuckcancer". Viele Tausend Reaktionen schienen ihm Kraft zu geben.

"Twitter"-Treffen im Gedenken

Kuch war einer der Wortführer der Wiener Twitter-Community. Eines ihrer nächsten "Twitter-Treffen" könnte wieder im Lokal Tachles stattfinden. Das wird spätestens mit Mai rauchfrei, twitterte Wirt Daniel Landau am Samstag: "Wenn man Kurt Kuch eine Freude machen wollte? Nicht rauchen in allen Lokalen in Österreich. Jetzt!" Landau raucht nun vor seinem Lokal. (fid, DER STANDARD, 6.1.2014)