Sonys Produktion "The Interview" wird als Motiv für den Hacker-Angriff auf die Firma gesehen - jetzt wurde die Premiere in New York abgesagt

Nach Terror-Drohungen gegen den Film "The Interview" ist dessen Premiere in New York abgesagt worden. Wie der "Hollywood Reporter" berichtete, verzichtet das Landmark's Sunshine Cinema darauf, den Film zu zeigen. Die Angreifer hätten in E-Mails Drohungen mit Verweis auf den 11. September 2001 veröffentlicht. Laut "Wall Street Journal" will auch die Kinokette Carmike Cinemas den Film nicht zeigen.

Sony lässt Kinos freie Wahl

Sony Pictures habe den Kinos die Entscheidung, ob sie den Streifen bringen wollen, selbst überlassen - ein beispielloses Vorgehen für Hollywood, wie das "Wall Street Journal" berichtete. Normalerweise stünden die Spielpläne Monate im Voraus fest. Das Filmstudio war zuletzt Ziel einer massiven Hacker-Attacke geworden.

"The Interview" sollte am 25. Dezember in den USA starten. In dem Streifen bekommen zwei US-Journalisten, gespielt von Seth Rogen und James Franco, den Auftrag, den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un bei einer Interview-Gelegenheit zu töten.

Drohungen ernstzunehmen?

Die Drohungen rund um den Film stammten mutmaßlich von denselben Personen, die Ende November die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen hatten, berichtete das "Wall Street Journal". Dabei war es den Hackern gelungen, flächendeckend auf die Datenbestände des Konzerns zuzugreifen. Über Tage war der IT-Betrieb von Sony Pictures lahmgelegt. Das Heimatschutz-Ministerium der USA habe allerdings keine Hinweise auf Pläne für gezielte Terror-Angriffe auf Kinos, hieß es in den Berichten.

Der renommierte IT-Experte Bruce Schneier glaubt denn auch nicht, dass die Drohungen tatsächlich ernstgemeint sind. Gegenüber Motherboard gibt er an, dass das "Gerede wohl Übertreibungen und ein Scherz" seien. Für Schneier war die Aktion ein "extremer Hack", der US-Filmkonzerne sei komplett "pwned" worden, wie man im Hacker-Milieu zu einem erfolgreichen Angriff sagt.

Extrem viele Interna enthüllt

Die Hacker kopierten Tausende interne Dokumente und veröffentlichten die Unterlagen zum Teil im Internet. Darunter sind brisante Details wie interne E-Mails und persönliche Daten von Filmstars. Auch ein Drehbuch zum neuen James-Bond-Film "Spectre" wurde kopiert und war teilweise im Netz verfügbar. Die Daten von Tausenden Mitarbeitern wurden gestohlen und deren PCs beschädigt. Die Hacker stellten Daten zu Produktionskosten und Erlösen von Sony-Filmen, Gehälter von Schauspielern und Adressen von Mitarbeitern ins Netz.

Spuren nach Nordkorea

Eine Hackergruppe namens "Guardians of Peace" hat sich inzwischen zu den Angriffen bekannt und fordert konkret, den Film "The Interview" zu stoppen. Nordkorea bestritt offiziell, an der Attacke beteiligt gewesen zu sein. Zuvor sollen die Hacker versucht haben, Geld von Sony Pictures zu erpressen. Laut "Computerworld" hatten die Unbekannten bereits Tage vor dem Angriff im November Geldforderungen gestellt. (APA/fsc, derStandard.at, 17.12.2014)