Die Produktion in einer Molkerei wurde vorläufig gestoppt, nun werden zahlreiche Bauernhöfe in der betroffenen Region untersucht.

Foto: Colette M. Schmidt

Klagenfurt - Bei einer Versammlung in der Kärntner Landesregierung sind am Montagnachmittag die Bürgermeister und Amtsleiter der von der Verseuchung mit Hexachlorbenzol betroffenen Gemeinden im Görtschitztal informiert worden. Die Kärntner Landesregierung und die Fachbeamten präsentierten die bisher durchgeführten Maßnahmen.

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) betonte, es würden alle Ergebnisse publik gemacht, die als gesichert angesehen werden könnten: "Wir werden die ganze Wahrheit auf den Tisch legen, sie muss uns aber auch bekannt sein." Er umriss noch einmal den Ablauf der Ereignisse seit Anfang November, als er "zwischen Tür und Angel" erfahren habe, dass es mit dem Zementwerk der Wietersdorfer ein Problem gebe. Seit 7. November sei die Verwendung von Blaukalk aus der Deponie der Donauchemie in Brückl verboten, inzwischen würden auch noch andere mögliche HCB-Emittenten unter die Lupe genommen. Kaiser kündigte zudem zwei Informationsveranstaltungen für die betroffene Bevölkerung an, die eine am Freitag um 17.00 Uhr in Brückl, die zweite am Freitag um 19.30 Uhr in Klein St. Paul.

Klärschlamm und Biomasse im Fokus

Krisenkoordinator Albert Kreiner betonte, es würden Umweltinspektionen sowohl bei der Donauchemie als auch bei Wietersdorfer durchgeführt. Untersucht werde auch der Klärschlamm aus Brückl, ebenso Biomassekraftwerke in der Region. Damit wolle man sichergehen, auch andere mögliche Emittenten von HCB zu erfassen. "Wir haben unzählige Proben genommen, von denen aber noch nicht alle ausgewertet sind." Man sei auch dem Verdacht nachgegangen, dass bei den Kalktransporten von Brückl zum Zementwerk die Lkw nicht ordnungsgemäß abgedeckt worden wären, wodurch Materialverluste entstanden sein könnten. "Dieser Verdacht hat sich nicht erhärtet."

Bodenproben "unauffällig"

Gerhard Hofer, Leiter der Abteilung Landwirtschaft in der Landesregierung, berichtete, man habe von April bis November insgesamt 66 Futtermittelproben und 18 Bodenproben gezogen. Bei sechs Futtermittelproben von vier Bauernhöfen habe es Überschreitungen beim HCB-Grenzwert gegeben, das Futter werde entsorgt. Die Ergebnisse der Bodenproben bezeichnete Hofer als "unauffällig". Umweltmedizinerin Barbara Kohlweg wiederholte die Warnung, vorsichtshalber keine Lebensmittel aus dem Görtschitztal zu essen, bis eine Gefährdung für die Gesundheit ausgeschlossen werden kann. Schäden für die Gesundheit aus Luft, Wasser oder Lebensmitteln bestätigen könne sie aber nicht, sagte Kohlweg laut kleinezeitung.at. Insgesamt sollen über das lange Wochenende 261 Bauernhöfe überprüft worden sein.

In den kommenden Tagen sollen Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer rund 1000 Futtermittelproben nehmen, die von der Agentur für Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit (Ages) untersucht werden. HCB-belastetes Futter wird entsorgt.

Tests für Blut und Muttermilch

Noch in dieser Woche soll der Bevölkerung die Möglichkeit geboten werden, Blut bzw. Muttermilch auf HCB-Belastung untersuchen zu lassen. Die entsprechenden Pläne sind bereits ausgearbeitet.

Bei der außerordentlichen Regierungssitzung wurde von der rot-schwarz-grünen Koalition auch der vom Umwelt- und Gesundheitsministerium angeforderte Bericht beschlossen, der den Ministerbüros am Dienstag in der Früh vorliegen wird, wie Kaiser ankündigte. Im Vorfeld der Regierungssitzung hatte FPÖ-Landesrat Christian Ragger zu einem Pressegespräch eingeladen, dieses aber am Dienstag kurzfristig wieder abgesagt. Hingegen lud Landesrat Gerhard Köfer vom Team Stronach zu einer Pressekonferenz, er übte heftige Kritik an der Regierung, der er erneut chaotisches Krisenmanagement vorwarf. (APA/red, derStandard.at, 8.12.2014)