Was im Kärntner Görtschitztal gerade passiert, ist nicht bloß ein "Milchskandal". Es ist ein Fleisch-, Luft- und Grundwasserskandal, eben ein ausgewachsener Umweltskandal. Die Menschen, die dort leben und sich seit Jahren durch die Vermarktung regionaler Produkte, nachwachsender Rohstoffe und biologischer Nahrungsmittel bemühen, die Welt etwas lebenswerter zu machen, sind zu Recht wütend und verzweifelt.

Und es ist vor allem auch ein riesiger Politskandal – einer, den man in Tagen, da man schon in der Causa Hypo ständig bestätigt bekommt, dass die Politik total versagt, nicht gebraucht hätte. Wenn es einmal nicht um parteipolitisches Hickhack, sondern um das Lösen akuter Krisen geht, kann man sich auf die Volksvertreter, die vom Steuergeld bezahlt werden, offenbar nicht verlassen.

Dass nun nicht nur das Vieh, sondern auch die Menschen im Görtschitztal untersucht werden, ist der Umweltorganisation Greenpeace zu verdanken. Das Land kündigte jetzt auch an, die Betriebsbücher der im Tal ansässigen Donau-Chemie und des Wietersdorfer Zementwerkes zu überprüfen. Jetzt! Betriebe, die mit derart gefährlichen Substanzen wie HCB-kontaminierten Blaukalk arbeiten, sollten ganz selbstverständlich laufend überprüft werden. Aufgabe der Politik ist es, die Bevölkerung zu schützen, nicht die Industrie. Vielleicht würde es helfen, zu überlegen, wer einen wählt, wes Brot man isst - und wes Milch man trinkt. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 9.12.2014)