Anna Trökes, Bettina Knothe: "Neuro-Yoga. Wie die alte Weisheitspraxis auf unser Gehirn wirkt." O.-W.-Barth-Verlag 2014, 315 Seiten, Euro 20,60.

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Und was soll Yoga eigentlich bringen? D "Neuro-Yoga" möchte Antworten bieten.

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Seit Yoga in der westlichen Welt so erfolgreich ist, gibt es zwei Lager: jene Menschen, die hingehen, um dort Entspannung zu finden und sich damit ganz zwangsläufig auf in unseren Breiten wenig verbreitete östliche Philosophie einlassen, und die anderen, die das alles als esoterische Verirrungen abtun. Immer gleiche Gymnastikübungen, Atmen, Meditieren: Und was soll das, bitte schön, denn eigentlich bringen? Wer auf solche Fragen eine naturwissenschaftliche Antwort bekommen will, sollte das kürzlich erschienene Buch Neuro-Yoga lesen.

Ausgangslage: Ein von Stress geprägtes Leben

Es unterscheidet sich grundlegend von allen Yogabüchern, die derzeit den Büchermarkt überschwemmen, weil es den Spagat zwischen modernen neurologischen Erkenntnissen und jahrtausendealten volksmedizinischen Empfehlungen unaufgeregt aber bravourös schafft. Da verschränken sich plötzlich die Welten, die bislang streng getrennt voneinander koexistierten. Zunächst gibt es viel Know-how darüber, wie menschliches Denken funktioniert und wovon dieses bis auf die zelluläre Ebene im Gehirn geprägt wird. Das Autorinnenduo geht dabei stark auf ein von Stress geprägtes, modernes Leben ein, vor allem darauf, wie es die Wahrnehmung von Situationen beeinflusst. Vor diesem Hintergrund interpretieren sie die Lehren der alten Yogameister, holen ihre "Weisheiten" in einen modernen Kontext.

Anleitung zur Modulation

Das ist erkenntnisreich in ganz unterschiedlicher Hinsicht. Zum einen weil die Autorinnen immer auch ganz praktische Beispiele einbauen. Wer liest, kann also immer wieder am eigenen Leib ausprobieren, was die beiden genau meinen, ganz wunderbar ist die Fingerübung, um den Aufbau des Gehirns zu verstehen. Abgesehen davon geben sie aber auch Werkzeuge dafür, die eigenen Denkmuster zu hinterfragen, inklusive einer Anleitung, sie selbst modulieren zu lernen. Alles, was die beiden Autorinnen - eine ist Biologin, die andere Yogalehrerin vorschlagen - ist stets fundiert. Das Buch vereint die neuesten Erkenntnisse der aktuellen Stressforschung, damit Leser ihr eigenes mentales Fitnessstudio wiederentdecken können. (Karin Pollack, DER STANDARD, 6.11.2014)